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Wirtschaft: Schröder in Halle als Retter gefeiert

Mit großem Applaus hat die Belegschaft des Bombardier-Werkes in Halle-Ammendorf am Montag Bundeskanzler Gerhard Schröder empfangen. Zahlreiche Waggonbauer standen auf ihren Stühlen, als Schröder in die Halle einzog.

Mit großem Applaus hat die Belegschaft des Bombardier-Werkes in Halle-Ammendorf am Montag Bundeskanzler Gerhard Schröder empfangen. Zahlreiche Waggonbauer standen auf ihren Stühlen, als Schröder in die Halle einzog. Der Kanzler genoss die Begeisterung der rund 900 Waggonbauer, die ihn für die Abwendung der ursprünglich für Mitte des Jahres geplanten Werks-Schließung feierten. Schröder war gekommen, um Einzelheiten der Vereinbarung mit dem Vorstand des kanadischen Schienenfahrzeugbaukonzerns Bombardier zu erläutern. Das Ringen um den weiteren ostdeutschen Bombardier-Standort Vetschau mit 100 Arbeitsplätzen geht indessen in eine neue Runde.

Großaufträge der Deutschen Bahn sollen das Waggonbauwerk Halle-Ammendorf vor der Schließung retten. In Gewerkschaftskreisen hieß es, Schröder habe massiven Druck auf Bahn-Chef Hartmut Mehdorn ausgeübt, um den Standort zu sichern. "Der Kanzler hat die Bahn geprügelt", sagte der IG-Metall-Chef von Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hasso Düvel, dem Handelsblatt. Aus dem Kanzleramt hieß es dagegen, Mehdorn habe sich geweigert, feste Zusagen über Aufträge zu machen.

Die Bahn werde "etliche Aufträge" vorziehen, die bis 2006 erteilt werden sollten, sagte Düvel, zugleich stellvertretender Aufsichtsratschef bei Bombardier/DWA. Unter dieser Voraussetzung könne sich die Lage in Ammendorf bis 2004 wieder stabilisieren. Allerdings sei in diesem Jahr mit Kurzarbeit zu rechnen. Eine Sprecherin der kanadischen Bombardier-Zentrale sagte jedoch, trotz der Rettung des Standorts würden in diesem Jahr bis zu 20 Prozent der 900 Ammendorfer Arbeitsplätze abgebaut.

Der Bombardier-Konzernvorstand hat die Fortsetzung der Produktion am Standort Halle-Ammendorf mindestens bis zum Ende des Jahres 2004 zugesichert. Im Gegenzug wird das Land Sachen-Anhalt dem Konzern nicht mehr benötigte Betriebsflächen abkaufen, um diese für die Ansiedlung weiterer Unternehmen zu entwickeln.

Auch über das Jahr 2004 hinaus habe Bombardier eine Produktionsstätte in Ammendorf zugesagt, wenn auch die anderen Punkte der Vereinbarung umgesetzt würden. "Es geht darum, über die bestehende Produktionsstätte hinaus auf den freien Flächen, die das Land übernimmt und entwickelt, produktionsnahe Dienstleister und Zulieferer anzusiedeln", sagte Schröder. Bombardier wolle am Standort zudem ein Schulungszentrum für Mitarbeiter und Führungskräfte errichten und sich an der Suche nach Investoren für das Areal beteiligen.

Schlechter sieht es für die Bombardier-Beschäftigten im brandenburgischen Vetschau bei Cottbus aus. "Dieses Werk wird definitiv nicht unter der unternehmerischen Verantwortung von Bombardier weiterbetrieben", sagte Schröder. Unklar ließ er allerdings, ob dem Werk die endgültige Schließung drohe.

löb, HB

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