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Wirtschaft: Schröder spricht sich für eine Strombörse aus

HANNOVER (ret/HB)."Die Liberalisierung des EU-Energiemarktes ist zu begrüßen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder in einem Gespräch mit dem Düsseldorfer Handelsblatt.

HANNOVER (ret/HB)."Die Liberalisierung des EU-Energiemarktes ist zu begrüßen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder in einem Gespräch mit dem Düsseldorfer Handelsblatt.Die deutsche Elektrizitätswirtschaft habe frühzeitig begonnen, sich auf die neue Situation einzustellen."Ich bin zuversichtlich, daß technische, wirtschaftliche und politische Probleme zu meistern sind.

Die Geschwindigkeit, mit der sich der Wettbewerb in der Stromwirtschaft entwickele, werde nicht zuletzt durch Marktzutrittsbedingungen bestimmt."Je schneller transparente Netzzugangs-Bedingungen herrschen, je unkomplizierter Durchleitungen gehandhabt werden, je offener das System für neue Angebote ist und je schneller sich die Abnehmer ihres neuen Gestaltungsspielraums bewußt werden, desto schneller stellen sich Anbieter zur Verfügung und desto wahrscheinlicher und deutlicher werden die Preise auf den Strommärkten sinken", prognostizierte Schröder.

Schon seit einiger Zeit hätten die deutschen Energieversorger im Vorgriff auf den kommenden Wettbewerb ihren größeren gewerblichen Stromkunden - den Sondervertragskunden - günstigere Lieferkonditionen eingeräumt.Dieser Trend werde sich fortsetzen.Mittlere Sondervertragskunden würden um so eher in den Genuß besserer Bezugsbedingungen kommen, je stärker sie von den Wettbewerbsspielräumen Gebrauch machen.Ein Wettbewerb um Tarifkunden dürfte erst in einer späteren Phase einsetzen.Für die Sondervertragskunden rechne er schon in den nächsten Jahren mit Preissenkungen von bis zu 30 Prozent.

"Mit der Liberalisierung des deutschen Strommarktes wird Strom unter Nutzung der Übertragungs- und Verteilernetze zu für alle Teilnehmer gleichen Marktbedingungen zur frei handelbaren Ware", betonte Schröder gegenüber dem Handelsblatt.Durch den Wettbewerb bilde sich ein Markt, für den die Akteure Transparenz benötigen.Daneben würden freie Händler versuchen, am Markt teilzunehmen.Wichtige Plattform für den Handel werde eine Strom- beziehungsweise eine Stromterminbörse sein, die Preistransparenz biete, Abschlüsse zu marktgerechten Preise ermögliche, für die Bonität der Handelsteilnehmer einstehe und Marktinformationen liefere.

Eine Strombörse als zentraler Handelsplatz ermögliche einen Ausgleich von freier Kapazität und Spitzenbedarf zu marktgerechten Preisen, so daß der Grundbedarf außerbörslich vertraglich abzusichern sei.Eine solche Strombörse könne sich zu einem zentralen Markt für die gesamte produzierte Elektrizität entwickeln, der die Funktion erfülle, den Preis für noch unverkaufte Elektrizität zu bestimmen.

Ständige Preisänderungen seien Kennzeichen liberalisierter Märkte.Auch die Elektrizität unterliege aus unerschiedlichen Gründen solchen Schwankungen."Mit derivativen Instrumenten wie Futures und Swaps ist eine Absicherung der Preisrisiken möglich", erklärte Schröder die Notwendigkeit zum Aufbau einer Stromterminbörse."Zuvor muß sich allerdings ein Kassamarkt herausbilden, um zu verhindern, daß sich am Terminmarkt rein spekulative Preise bilden." In der derzeit diskutierten Standortfrage für eine Strombörse sprach sich Schröder gegenüber der Zeitung für die Stadt Hannover aus, die durch Anknüpfungspunkte und Erfahrungen der seit kurzem bestehenden Warenterminbörse (WTB) ihre Eignung bereits bewiesen habe.Für die Elektrizitätswirtschaft sehe er die Möglichkeit, an der weiteren Gestaltung der WTB mitzuarbeiten.Das bedeute auch, daß sie sich an der Trägergesellschaft beteilige.

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