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Schuldenkrise: China verliert die Geduld mit Amerika

China fordert als größter Gläubiger die USA auf, ihre strukturellen Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die US-Bonität herabgestuft.

Nach der Herabstufung der US-Bonität durch die Ratingagentur Standard & Poor's attackiert China Washington heftig für die US-Schuldenpolitik und stellt die Rolle des Dollars als globale Leitwährung infrage. „Amerika muss für seine Schuldensucht und das kurzsichtige politische Gezerre bezahlen“, hieß es am Samstag in einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Als größter Gläubiger Amerikas habe China jedes Recht zu verlangen, dass die USA ihre strukturellen Schuldenprobleme in den Griff bekommen und die Sicherheit chinesischer Dollar-Anlagen sicherstellen“.

China, zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, hält rund 1,152 Billionen US-Dollar in US–Staatsanleihen. Auch den Großteil ihrer Devisenreserven hält die Volksrepublik in US-Dollar. Insgesamt belaufen sie sich auf knapp 3,2 Billionen US-Dollar (2,3 Billionen Euro). Marktbeobachter vermuten, Peking sehe in der US-Krise offenbar nicht nur Risiken für die eigenen Investitionen, sondern auch eine Möglichkeit, Chinas Position als führende Kraft in der Weltwirtschaftspolitik auszubauen. Auch die Vorherrschaft des US-Dollars als globale Leitwährung zweifelt China immer offener an. „Es muss über eine neue, stabile und sichere Leitwährung nachgedacht werden. Damit könnte man verhindern, dass ein einzelnes Land eine Katastrophe auslösen kann“, schreibt Xinhua weiter. „Ein bisschen Selbstdisziplin“, heißt es in dem Kommentar weiter, „dürfte den USA kaum schaden.“ Ähnlich sehen das offenbar auch die Finanzexperten der chinesischen Ratingagentur Dagong. Diese stufte die US-Bonität bereits kurz nach der Einigung im Schuldenstreit von „A+“ auf „A“ zurück. Das Schuldenproblem der USA sei „noch nicht langfristig gelöst“.

Die US-Regierung rief die Parteien des Landes zur Geschlossenheit auf. „Wir müssen den Willen, die Fähigkeit und das Engagement unserer Nation, zusammenzuarbeiten und unsere Hauptherausforderungen im Finanz- und Wirtschaftsbereich anzugehen, besser verdeutlichen“, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, in Washington. US-Präsident Barack Obama glaube, „dass es wichtig ist, dass unsere gewählten Führer zusammenkommen, um unsere Wirtschaft zu stärken und unserer Nation ein stärkeres finanzielles Fundament zu geben“. In der Nacht zu Samstag hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die US-Kreditwürdigkeit herabgestuft. Zuvor hatten Finanzexperten der Agentur das Weiße Haus informiert, das sich kurzfristig noch zu wehren versuchte und auf Rechenfehler in der Analyse verwies. Die Kreditexperten zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt. Es sei davon auszugehen, dass Amerikas Verschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt weiter zunehme. Zudem reagiere man mit der Abstufung auf die wochenlange Debatte um eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Als erster großer Handelsplatz weltweit reagierte am Samstag Saudi-Arabiens Börse auf die Abwertung von S&P. Der Leitindex Tasi in Riad fiel um 5,46 Prozent auf 6073 Punkte. mit AFP

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