zum Hauptinhalt
Problemzone. In vielen Banken dürfte bald die Politik das Sagen haben.

© dpa

Schuldenkrise: Griechenlands Banken kämpfen mit Kapitalflucht und faulen Krediten

Griechenlands Finanzinstitute haben zwar in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet und die Finanzkrise 2008 ohne Blessuren überstanden. Jetzt aber drohen sie im Strudel der Schuldenkrise unterzugehen.

Athen - Yannis Costopoulos und seine Familie besitzen ein kleines Vermögen. 23 Millionen Euro ist das Neun-Prozent-Aktienpaket an der Alpha Bank wert, des drittgrößten griechischen Kreditinstituts. Früher besaß Yannis Costopoulos ein großes Vermögen: Noch im Oktober 2007 hätte er das Paket für 920 Millionen Euro verkaufen können. Die Einbuße ist besonders schmerzlich, weil der 74-jährige Costopoulos nicht irgendein Aktionär ist, sondern Präsident. Sein Großvater gründete das Institut 1879.

Wie Costopoulos geht es den meisten griechischen Bankaktionären: Sie haben massiv Geld verloren. Die Institute haben zwar in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet und die Finanzkrise 2008 ohne Blessuren überstanden. Jetzt drohen sie im Strudel der Schuldenkrise unterzugehen. Der Börsenwert der National Bank of Greece ist seit Ende 2010 um 75 Prozent abgestürzt. Die Aktie der Eurobank EFG, Nummer zwei der Branche, verlor seither sogar 85 Prozent.

Der dramatische Wertverlust zeigt die verzweifelte Lage der Banken. Vor allem die hohen Bestände an griechischen Staatsanleihen werden ihnen zum Verhängnis. Die Institute halten Staatsbonds im Nennwert von 50 Milliarden Euro. Die Banken haben diese Papiere keineswegs aus freien Stücken gekauft – sie wurden ihnen quasi zugeteilt. Banker, die es sich mit dem Finanzminister nicht verscherzen wollten, griffen zu. Nun stehen die Banken wegen des nahen Schuldenschnitts vor Verlusten von 30 Milliarden Euro.

Das ist nicht die einzige Sorge der Athener Banker. Wegen der Rezession können immer mehr Firmen und Familien ihre Kredite nicht mehr bedienen. Die Quote notleidender Darlehen dürfte 15 Prozent erreicht haben, schätzen Branchenkenner. Das entspräche Kreditausfällen von 37 Milliarden Euro. In den bisherigen Rückstellungen sind nur 18 Milliarden berücksichtigt.

Obendrein ziehen viele Griechen ihre Einlagen ab – weil sie wegen der Krise das Geld brauchen oder eine Staatspleite und den Kollaps des Bankensystems fürchten. Seit Ende 2009 fielen die Einlagen von 237 auf 173 Milliarden Euro. Das meiste Geld dürfte ins Ausland geflossen sein.

Die Europäische Bankenaufsicht verlangt, dass die Banken ihre Mittel aufstocken, die Kernkapitalquote muss auf neun Prozent steigen. Finanzminister Evangelos Venizelos beziffert den Geldbedarf auf rund 40 Milliarden Euro. Am Kapitalmarkt können sich die Häuser diese Summe unmöglich besorgen – an der Börse sind die vier größten Institute gerade einmal 2,6 Milliarden Euro wert.

Der Staat wird einspringen müssen – mit Geld der Euro-Partner. Im neuen Griechenland-Hilfspaket sind 30 Milliarden Euro für die Rettung der Banken vorgesehen. Der Betrag muss aber wohl aufgestockt werden. Noch offen ist, ob Venizelos für seine Kapitalspritzen Vorzugs- oder Stammaktien haben will. Im letzteren Fall würde das eine Verstaatlichung fast aller griechischen Banken bedeuten.

Um den staatlichen Einfluss möglichst gering zu halten, verkaufen viele Banken nun Beteiligungen oder Töchter im Ausland, andere suchen sich Partner. Das zielt darauf, möglichst wenig Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Denn die Banker schreckt die Aussicht, dass demnächst Politiker den Ton angeben. Schließlich haben die schon beim Management der Staatsfinanzen versagt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false