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Irland bekommt frisches Geld am Kapitalmarkt.

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Schuldenkrise: Irland gelingt das Comeback

Irland kehrt an den Kapitalmarkt zurück: Das Land kann sich wieder Geld von privaten Investoren leihen. Andere Krisenländer wollen jetzt folgen.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Für die europäischen Krisenstaaten hätte das neue Jahr kaum besser beginnen können. Den Ländern fällt es deutlich leichter, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. „Wir haben eine solide Nachfrage nach Anleihen der Peripherie, es gibt kaum Verkäufer“, sagt ein Händler. Nachdem Irland am Dienstag das Comeback am Kapitalmarkt gelang, hoffen jetzt auch andere Krisenstaaten auf die Wende.

Über Anleihen finanzieren Staaten einen Teil ihrer Ausgaben. In den letzten Jahren wollte diese Papiere aber kaum jemand haben, zu groß war das Risiko. Das ändert sich jetzt. Besonders begehrt sind aktuell irische Anleihen.

IRLAND

Das Land, das erst im Dezember den Euro-Rettungsschirm verlassen hat, ist an den Kapitalmarkt zurückgekehrt – mit großem Erfolg. Am Dienstag wollten so viele Anleger die zehnjährige Anleihe der Iren zeichnen, dass die Nachfrage das Angebot um das Vierfache überstieg. 3,75 Milliarden Euro konnte das Land auf diese Weise einsammeln.

Als Folge fiel die Rendite für ältere irische Anleihen prompt auf den tiefsten Stand seit acht Jahren. Das ist ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass die Anleger einen geringeren Risikoaufschlag für die Papiere verlangen.

„Die hohe Nachfrage nach Anleihen zeigt, dass nationale wie internationale Investoren die enormen Fortschritte wahrnehmen, die Irland gemacht hat“, sagte John Corrigan, Chef der irischen Finanzagentur NTMA. Irland sei daher durchaus wieder in der Lage, seinen Finanzierungsbedarf vollständig am Markt zu decken.Experten hoffen jetzt auf eine Rückkehr zur Normalität.

PORTUGAL

Die Portugiesen dürften derzeit genau beobachten, was in Irland passiert. Denn das Land will als nächstes an den Kapitalmarkt zurückkehren. Die Anleger scheinen derzeit daran zu glauben, dass das auch gelingen könnte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen ist deutlich gesunken. Sie ist derzeit so niedrig wie seit Monaten nicht mehr. Ein Grund dafür: Der Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas, hat den Nachbarn Spaniens eine Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage bescheinigt. Er sei überzeugt, dass Portugal sein Hilfsprogramm im Mai abschließen könne.

SPANIEN

An diesem Donnerstag wird auch Spanien neue Anleihen am Kapitalmarkt ausgeben. Das Land will mit einer fünfjährigen Anleihe mindestens fünf Milliarden Euro einwerben. Die Zeichen, dass das gelingen könnte, stehen gut. Bereits am Mittwoch fiel die Rendite zehnjähriger Anleihen von 3,812 auf 3,764 Prozent. Damit notierten die Papiere so niedrig wie zuletzt 2009. Händler rechnen sogar damit, dass die Rendite noch weiter auf 3,5 Prozent sinken könnte.

GRIECHENLAND

Die Griechen wollen in der zweiten Jahreshälfte an den Finanzmarkt zurückkehren. Das Land, das gerade die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat, versucht auf diese Weise, um jeden Preis ein drittes Hilfspaket zu verhindern. In den letzten Jahren hat Griechenland 240 Milliarden Euro an Hilfsgeldern bekommen, weil es dem Staat nicht gelang, zu einem vertretbaren Zins Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen.

Glaubt man Regierungschef Antonis Samaras, ist damit bald Schluss. In seiner Neujahrsansprache hatte er angekündigt: „2014 wird Griechenland auf die Märkte zurückkehren und anfangen, wieder ein normaler Staat zu sein.“ Gelinge das nicht, komme das Land um ein neues Hilfspaket kaum herum, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Carla Neuhaus (mit dpa,rtr)

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