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Schuldenkrise: Portugal stemmt sich gegen den Markt

Deutschland, Frankreich und andere Eu-Staaten drängen darauf, dass das Land EU-Hilfen annimmt. Dadurch soll vor allem ein Übergreifen der Krise auf den größten Kreditgeber Portugals, das Nachbarland Spanien, verhindert werden.

Im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise drängt Deutschland offenbar das angeschlagene Portugal zur Annahme von Hilfen. Auch Frankreich und andere Euro-Länder erhöhten den Druck auf die Regierung in Lissabon, Unterstützung von der Europäischen Union (EU) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu beantragen, sagte am Sonntag ein hochrangiger Vertreter der Euro-Zone der Agentur Reuters. Seit Juli werde informell über Hilfen für den Fall verhandelt, dass Portugal an den Finanzmärkten immer stärker unter Druck gerate. Ziel sei es, ein Überspringen der Krise auf den ebenfalls schwächelnden Nachbarn Spanien zu verhindern, immerhin der größte Kreditgeber Portugals.

Das Land wehrt sich aber mit Händen und Füßen gegen Berichte, dass es kurz vor der Pleite stehe. Portugal unternehme alles Notwendige, um seine Finanzen zu sanieren, beteuerte der sozialistische Regierungschef Jose Socrates. Sein Land brauche keine Hilfe. Doch nicht nur in Berlin und Paris wächst die Angst, dass ein Bankrott Portugals eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang setzen könnte, die weitere Staaten in den Abgrund zieht. Auch EU und IWF teilen diese Sorgen.

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, prophezeit, dass Portugal dem Druck wohl nicht mehr lange standhalten könne. Lissabon sei gut beraten, bald Hilfe zu beantragen. „Irgendwann wäre es wohl sowieso fällig. Man könnte eine Hängepartie abkürzen.“

Die Finanzmärkte haben ihr Urteil ohnehin schon gesprochen. Für zehnjährige portugiesische Schuldpapiere werden inzwischen mehr als sieben Prozent Zinsen verlangt. Damit sei die kritische Grenze, wie sogar in Portugals Finanzministerium hinter vorgehaltener Hand zugegeben wird, überschritten – und die Zinstendenz ist weiter steigend. Zum Vergleich: Deutsche Bundesanleihen werden mit knapp drei Prozent gehandelt.

Die Horrorzinsen dürften es Portugal 2011 schwer machen, seine Schulden zu finanzieren. Da half es bisher wenig, dass Portugals Regierungschef Socrates auf der Basis vorläufiger Berechnungen versicherte, die Neuverschuldung von 9,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in 2009 auf 7,3 Prozent in 2010 gesenkt zu haben. Auch die Wirtschaft sei mehr als erwartet um etwa 1,3 Prozent gewachsen. „Wir haben bessere Ergebnisse bei den Einnahmen wie bei den Ausgaben“, sagte Socrates. „Das ist das beste Signal des Vertrauens, das wir den internationalen Märkten geben können.“ Doch alles deutet darauf hin, dass das Vertrauen in die offiziellen portugiesischen Erklärungen, wonach die Finanz- und Wirtschaftslage unter Kontrolle sei, nicht mehr sehr groß ist. Das Problem Portugals, sagen die Analysten, sei weniger die Vergangenheit, sondern die Zukunft.

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