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Wirtschaft: Schulterschluß mit Sommer ist Bernabés letzte Chance

MAILAND .Nur fünf Monate steht Franco Bernabè nun als Exekutivchef an der Spitze des italienischen Telekommunikationskonzerns Telecom Italia SpA, Rom/Turin.

MAILAND .Nur fünf Monate steht Franco Bernabè nun als Exekutivchef an der Spitze des italienischen Telekommunikationskonzerns Telecom Italia SpA, Rom/Turin.Als erfolgreicher Sanierer und Privatisierer des römischen Mineralölkonzerns Eni hatte sich der 50 Jahre alte Politikwissenschaftler den Ruf erworben, einer der fähigsten Topmanager des Landes zu sein.Nur Bernabè schien daher im November 1998 in der Lage, den Telefonriesen von seiner Dauerführungskrise zu erlösen und eine Zukunftsstrategie zu entwerfen.Jetzt aber, in der laufenden Übernahmeschlacht mit Olivetti und bei den hastigen Fusionsgesprächen mit der Deutschen Telekom, steht auch Bernabès Karriere auf dem Spiel.Retten könnte ihn nur noch der Erfolg der Olivetti-Abwehr und die umstrittene Partnerschaft mit Ron Sommer.

Bernabè muß sich gleichzeitig an mehreren Fronten bewähren, und dabei kommt erschwerend hinzu, daß sich das Fusionsvorhaben Telecom Italia/Deutsche Telekom in einem wesentlichen Punkt von seinem Vorbild DaimlerChrysler unterscheidet: Es wird nicht unter strengster Geheimhaltung verhandelt, sondern unter Zeitdruck und vor den Augen einer zweifelnden Öffentlichkeit, die - zumal in Italien - stets zum exzessiven Mit- und Zerreden neigt.So überwogen am Dienstag in Italien die Kommentare der Bedenkenträger.Nur die Gewerkschaften sprachen sich für die Verbindung nach Bonn aus, da sie die Pläne Olivettis für den Personalabbau fürchten.

Immer wieder wurde gestern in Italien auf die ausstehende Restprivatisierung der Deutschen Telekom und die geringe Chance verwiesen, eine gleichgewichtige Entscheidungsstruktur im Gemeinschaftsunternehmen zu finden.Auch die hohen Schulden und der Personalüberhang der Bonner wurden kritisiert.Trend: Telecom Italia sei zu schade für eine Elefantenhochzeit mit der Deutschen Telekom.

Ob diese öffentlich geäußerten Meinungen auch bei der Verwaltungsratssitzung von Telecom Italia im Mittelpunkt standen, ließ sich nicht mit Gewißheit feststellen, aber vermuten.Übereinstimmend hieß es, der Vertreter des Finanzkonzerns Generali, Gianfranco Gutty, mit 1,1 Prozent größter privater Einzelaktionär, habe den von Bernabè präsentierten Fusionsplan in Zweifel gezogen.Hinter Generalis Konfrontationskurs dürfte die Investmentbank Mediobanca stehen, die an der Seite von Olivetti die Übernahmeofferte der Telecom Italia-Mehrheit betreibt.Diese aber will Bernabè mit Hilfe der Deutschen abschmettern.

Die am Montag verschobene Entscheidung des Verwaltungsrats über das Bernabè-Konzept ist die dritte Niederlage des Telecom-Chefs.Zuerst scheiterte der Versuch, die Pay-TV-Gesellschaft Stream an Rupert Murdoch zu verkaufen.Und am vorletzten Wochenende fehlte der Hauptversammlung in Turin, die das Abwehrkonzept absegnen sollte, die Beschlußfähigkeit - die Fusion mit der Deutschen Telekom ist Bernabès letzter Trumpf.

HERMANN-JOSEF KNIPPER (HB)

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