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Wirtschaft: Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre kritisiert "plakative Werbung" statt seriöser Börsenprospekte

Die Beteiligung am Aktiengeschäft zahlt sich offenbar immer mehr aus. Nach einer am Montag in Frankfurt (Main) von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) vorgestellten Studie erhöhten an deutschen Börsen notierte Unternehmen ihre Gewinnausschüttung für das Geschäftsjahr 1998 um 14 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 34,6 Mrd.

Die Beteiligung am Aktiengeschäft zahlt sich offenbar immer mehr aus. Nach einer am Montag in Frankfurt (Main) von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) vorgestellten Studie erhöhten an deutschen Börsen notierte Unternehmen ihre Gewinnausschüttung für das Geschäftsjahr 1998 um 14 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 34,6 Mrd. DM. Die 684 erfassten Gesellschaften zahlten demnach eine durchschnittliche Dividende von 1,50 DM je Aktie im Nennwert von fünf DM. 1997 lag dieser Wert bei 1,31 DM. Das Grundkapital der Gesellschaften betrug 114,8 Mrd. DM.

Herbert Hansen von der SdK verwies darauf, dass 69 Prozent der gesamten Dividendensumme auf die 30 großen Dax-Gesellschaften enfallen. Auch die Zahlungen von DaimlerChrsyler in Höhe von 4,6 Mrd. DM hätten maßgeblich zu dem Ausschüttungs-Rekord beigetragen. Bei den im M-Dax notierten Unternehmen habe sich die Dividendensumme jedoch leicht um 0,9 Prozent auf 3,7 Mrd. DM verringert.

Die Schutzgemeinschaft wies zugleich darauf hin, dass die von der Bundesregierung verabschiedete Absenkung der Körperschaftssteuer zum Jahr 2001 bei deutschen Unternehmen zu einem Gewinnanstieg führen werde. Bei den Dax-Gesellschaften gingen Analysten bereits von einem Wachstum des Nachsteuer-Gewinns von zehn bis 15 Prozent aus. Allerdings würden die Anleger im Zuge des Sparpakets der Koalition zusätzlich belastet. Aktionäre müßten künftig die Hälfte der Netto-Dividende mit ihrem persönlichen Steuersatz versteuern. Vor allem Anleger mit kleinen und mittleren Einkommen seien davon betroffen.

Hart ins Gericht ging die SdK auf ihrer Pressekonferenz mit der Informationspolitik der Unternehmen. Sie kritisierte insbesondere eine zunehmend schlampige und irreführende Informationspolitik bei Börsengängen von Unternehmen. Bei der Flut von Neuemissionen allein in diesem Jahr stellte der Verein eine "immer schlechter werdende" Information für potenzielle Aktienkäufer durch die Firmen fest. Zahlreiche Unternehmen beschränkten sich nur "auf plakative Werbung".

Die Zeitspanne zwischen Ankündigung eines Börsengangs und Erstnotierung der Papiere an den Börsen werde immer kürzer. Der gesetzlich vorgeschriebene Emissionsprospekt liege oft während der Zeichnungsfrist nicht einmal vor. Vor allem Kleinanleger guckten daher wegen fehlender Informationen in die Röhre. In vielen Fällen könnten sich Aktienkäufer nicht einmal im Internet informieren.

Emissionsprospekte sollten künftig mindestens drei Wochen vor Zeichnungsbeginn veröffentlicht werden, auch wenn der Emissionspreis noch nicht feststehe. Die Schutzgemeinschaft wandte sich auch gegen sogenannte Bezugsrechtsausschlüsse von Altaktionären. Im ersten Halbjahr 1999 seien knapp 780 Mill. Stückaktien in Kapital ohne Bezugsrecht umgewandelt worden. Das sowie der zunehmende Aktienrückkauf durch die Gesellschaften verändere die Aktionärsstruktur zum Nachteil der verbleibenden Anleger.

Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e.V. vertritt seit 40 Jahren auf den Hauptversammlungen der Unternehmen die Stimmrechte von Aktionären. Mit Zwischenfragen und Gegenanträgen versucht sie auf den Versammlungen den berichtenden Vorständen mehr Informationen zu entlocken als diese oft geben möchten. Die SdK strengt gelegentlich auch Prozesse gegen Unternehmen an.

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