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Wirtschaft: Schwacher Dollar macht die USA zum Auto-Einkaufsparadies

Der Reimport lohnt sich vor allem bei teuren Prestigefahrzeugen / Preisdifferenzen machen in Einzelfällen bis zu 50 Prozent aus

Frankfurt (Main) (hz/HB). Die europäischen Autokäufer können sich freuen, die Hersteller müssen sich nach Ansicht von Experten auf eine ReImportwelle aus den USA einstellen, wenn der Dollarkurs weiter so schwach bleibt. Die Preisunterschiede zwischen Deutschland und den USA machen nach einer Studie von B&D Forecast bis zu knapp 50 Prozent aus, da lohnt es sich ein Auto in den USA zu kaufen und privat einzuführen. Vor allem bei Herstellern wie Porsche könnte dies den Europavertrieb unter Druck bringen. Der Sportwagenbauer winkt jedoch ab: „Für uns ist das kein Thema“, sagte ein Sprecher in Stuttgart. Der „Graumarkt“ halte sich sehr in Grenzen.

Die Zahl der Re-Importe auf dem deutschen Automarkt stieg nach Schätzungen des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes allerdings nach jahrelangen Rückgängen 2003 wieder. Eine Einfuhr aus den USA sei allerdings nur bei teuren Prestigeautos lukrativ, betonte ein Verbandssprecher. Dieses Segment mache aber nur rund ein Prozent des Gesamtmarktes aus.

Während die Konzerne die Finanzrisiken der Wechselkursschwankungen zum Teil durch Währungsgeschäfte absichern können, steht der Vertrieb bei manchem Hersteller dem Dollar-Verfall jedoch relativ ungeschützt gegenüber. Die Autokonzerne könnten mit ihren Autopreisen nicht „Karussell fahren" wie die Wechselkurse, erläuterte B&D-Forecast-Geschäftsführer Ferdinand Dudenhöffer. Die Fahrzeugpreise ließen sich nur sehr behutsam mittelfristig anpassen.

Nach Berechnungen des Leverkuseners Prognoseinstituts machen die Preisdifferenzen in Einzelfällen derzeit knapp 50 Prozent aus, in der Regel ist das Gefälle jedoch deutlich geringer. Bei einem Porsche 911 Carrera GT oder einem Rolls-Royce Phantom kann dies allerdings schon mal 100 000 Euro ausmachen. Der schwache Dollar-Kurs mache damit die USA zum Auto-Einkaufsparadies, betonte Dudenhöffer.

Besonders intensiv ist nach Einschätzung des Autoexperten Porsche dem schwachen Dollar ausgesetzt. Er rechnet damit, dass rund zehn Prozent bis fünfzehn Prozent der US-Porsche wieder in Europa auftauchen könnten.

Doch der Re-Import sei mit großen Mühen verbunden und auch der enge Händler-Kontakt spreche gegen eine Welle von Fahrzeug-Einfuhren aus den USA, sagt der kommissarische Vorstandsvorsitzende des Porsche-Händlerverbands, Richard Nestler.

Auch Auto-Analyst Georg Stürzer von der Hypo-Vereinsbank dämpft die Erwartungen: „Die Verlockung ist da", meint er; „aber ich glaube nicht, dass die Re-Importe eine nennenswerte Größe erreichen." Schon Mitte der 80er Jahre nutzten allerdings viele nicht-autorisierte Händler die Preisunterschiede, um Profit aus dem Währungsgefälle in den USA zu schlagen. So wurden 1984 wegen des starken Dollars Fahrzeuge von Mercedes über Porsche bis BMW für über 500 Millionen Dollar „grau“ eingeführt.

Für so genannte Volumenhersteller wie VW, Ford, Opel und Toyota sind dagegen die Risiken eher gering. Der Grund: Die meisten in Europa gängigen Kompaktwagen sind auf dem US-Markt kaum vertreten und die Transportkosten würden einen Großteil der Einsparungen wieder aufzehren. „Einen Rolls-Royce können Sie dagegen auf dem Luxusliner Queen Elisabeth II nach Hause bringen und es lohnt sich immer noch“, sagte Dudenhöffer.

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