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Wirtschaft: Schwacher Start für die Bankgesellschaft

Vorstandschef Vetter verspricht Besserung: Der Gewinn soll in diesem Jahr 100 Millionen Euro betragen

Berlin – Die Bankgesellschaft Berlin will das laufende Geschäftsjahr wieder mit einem Gewinn abschließen. Der Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter äußerte sich am Montag bei der Vorlage der Bilanz 2003 vorsichtig optimistisch, sprach aber davon, dass man weiter „hart am Wind segeln“ und die Ertrags- sowie Kostenseite „scharf im Auge behalten“ müsse. Unverändert bestehe das Ziel, im laufenden Jahr 100 Millionen Euro nach Risikovorsorge und vor Steuern zu erwirtschaften. Für das Jahr 2006 stünden unverändert 272 Millionen Euro im Plan.

Die Zahlen, die Vetter für das erste Quartal 2004 vorlegte, zeigen, wie schwierig das Ziel zu erreichen sein wird. Das erste Quartal 2004 schloss die Bankgesellschaft unterm Strich zwar mit einem Gewinn von sechs Millionen Euro ab. Im Vorjahresquartal hatte das Institut, das zu rund 81 Prozent im Besitz des Landes Berlin ist, aber noch 118 Millionen Euro verdient, dazu trugen allerdings auch Sondererträge über gut 90 Millionen Euro bei. Eine andere wichtige Kennzahl, die Cost-Income-Ratio, stieg von 74,1 Prozent auf 77,3 Prozent. Dies bedeutet, dass der Konzern im ersten Quartal 77,3 Cent aufwenden musste, um einen Euro zu verdienen.

Vetter erklärte dies unter anderem damit, dass das stark marktabhängige Kapitalmarktgeschäft den Vorjahresertrag nicht erreichte. Den von 409 Millionen Euro auf 354 Millionen Euro gesunkenen Zinsüberschuss begründete er mit zwischenzeitlich erfolgten Verkäufen von Tochtergesellschaften und der abnehmenden Zahl von Risiko-Krediten. „Obwohl wir verhalten ins neue Jahr gestartet sind, haben wir im ersten Quartal unser Ziel, im Ergebnis nach Steuern schwarze Zahlen zu schreiben, erreicht. Der positive Trend hin zu einer stabilen, in ihren Kernmärkten erfolgreichen Bank setzte sich fort“, sagte Vetter.

Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft konnte im ersten Quartal auf 71 Millionen Euro vermindert werden und lag damit um ein Drittel niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Als Erfolg wertete es Vetter auch , dass es erneut gelungen sei, die Verwaltungsaufwendungen zu drücken. Gegenüber dem Vorjahresquartal sanken diese um 11,3 Prozent auf 314 Millionen Euro. Allein der Personalaufwand konnte um 12,8 Prozent auf 171 Millionen Euro vermindert werden. Der im Jahr 2004 erforderliche Stellenabbau von insgesamt 1100 Vollzeitarbeitsplätzen sei bis zum 31. März bereits zu 53 Prozent vertraglich fixiert. Seit Oktober 2001 bis zum 31. März des laufenden Jahres ist die Zahl der Mitarbeiter im Konzern von ehemals 16700 auf knapp 11000 gesunken. Zum Jahresende 2003 beschäftigte der Konzern noch 11260 Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch 14400. Ende 2005 werden es wohl nur noch rund 7000 sein. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass beispielsweise durch den Verkauf der Zivnostenská banca und der Allbank im vergangenen Jahr allein 1750 Mitarbeiter den Konzern verlassen haben.

Weitere Beschäftigte sollen mit dem Verkauf der Weberbank ausscheiden. Vetter erklärte, man sei hierbei auf einem guten Weg, ohne jedoch einen Zeithorizont zu nennen. Bisher konnte sich die Bankgesellschaft nicht mit den persönlich haftenden Gesellschaftern der Weberbank einigen. Diese wollen nicht auf Privilegien verzichten, was die Weberbank derzeit unverkäuflich macht. Der von der EU verlangte Verkauf der Berliner Bank soll erst zum Jahresanfang 2006 erfolgen.

Ein weiterer Schritt, so Vetter, sei die vom Abgeordnetenhaus gerade rückwirkend zum 1. Januar 2004 beschlossene Ausgliederung der Investitionsbank Berlin. Mit dem Land liefen Gespräche für noch nötige Vorbereitungen, darunter eine außerordentliche Hauptversammlung. Letzter Termin, um die Trennung rückwirkend umsetzen zu können, sei der 31. August. Auch falls die Ausgliederung erst zum 1. Januar 2005 komme, sei die Sanierung aber nicht behindert.

Als wichtigstes Aufgabenfeld bezeichnete der Vorstandsvorsitzende am Montag allerdings das Geschäft mit dem Kunden. Es gelte, die Vertriebserfolge, die insbesondere im zweiten Halbjahr des abgelaufenen Geschäftsjahres erzielt wurden, zu festigen und weiter auszubauen. Vetter verwies unter anderem auf das Bauspargeschäft. Dort konnte die Bausparsumme um 68 Prozent gesteigert werden. Im Versicherungsgeschäft stieg die Beitragssumme um netto 56 Prozent, und beim Vertrieb von strukturierten Wertpapier-Anlageprodukten gab es ein Plus um 14 Prozent auf 229,8 Millionen Euro. Bei den Firmenkunden sagte der Konzern im ersten Quartal 2004 Neukredite in Höhe von 240 Millionen Euro zu – 40 Millionen Euro mehr als in der entsprechenden Vorjahreszeit.

Daniel Rhee-Piening

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