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Wirtschaft: Schwacher Start für neuen Terrorversicherer

Nur wenige Firmen schließen eine Police bei Extremus ab – obwohl ein Krieg und weitere Anschläge drohen

Berlin. Trotz des drohenden Irak-Kriegs und möglicher weiterer terroristischer Anschläge tut sich der deutsche Terrorschaden-Versicherer Extremus schwer, Kunden zu gewinnen. „Die Entscheidungsprozesse in den Unternehmen dauern länger als erwartet“, sagte Vorstandschef Bruno Gas dem Tagesspiegel. Im Herbst hatte Gas noch ein Prämienaufkommen von mindestens 300 Millionen Euro genannt, die nötig seien, damit der Spezialversicherer kostendeckend arbeiten könne. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

Extremus war in Reaktion auf die Terroranschläge auf das World Trade Center von 16 deutschen Versicherern gegründet worden und hatte im Oktober die Zulassung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht erhalten. Der neue Versicherer bietet Firmen die Möglichkeit, sich gegen Sachschäden und Betriebsunterbrechungen als Folge von terroristischen Anschlägen zu versichern. Bis zu einer Schadensumme von insgesamt drei Milliarden Euro trägt die Versicherungsbranche das Risiko, der Staat haftet mit weiteren zehn Milliarden Euro. Schäden bis zu einer Höhe von 25 Millionen Euro werden nach wie vor von der herkömmlichen Industriesachversicherung gedeckt.

Statt mit 300 Millionen Euro wäre Extremus auch mit Prämien von 200 Millionen zufrieden. „Unsere kritische Größe liegt weit unter 300 Millionen Euro“, sagte Gas. Eine Einstellung des Geschäftsbetriebs wird nicht erwogen. „Wir machen weiter“, betonte Gas. Auch wenn dem Unternehmen eine Durststrecke bevorstehen sollte, bleibe Extremus am Markt. Im Herbst hatte der Vorstandschef noch öffentlich darüber spekuliert, dass der Terrorschaden-Versicherer seinen Betrieb aufgeben müsse, wenn er das Prämienziel von 300 Millionen Euro nicht erreiche. Bald sollte das Prämienaufkommen sogar auf 500 Millionen Euro jährlich steigen.

Dennoch ist Extremus-Chef Gas davon überzeugt, dass das Geschäft – wenn auch mit Verzögerung – in Schwung kommen wird. Gerade in den letzten Tagen habe das Unternehmen, das seinen Sitz in Köln hat, „Waschkörbe voller Anfragen“ bekommen. Dass dennoch weniger Verträge unterschrieben sind als erwartet, liege daran, dass sich innerhalb der zu versichernden Unternehmen die Entscheidungen verzögerten.

Viele potenzielle Kunden schrecken derzeit noch vor einer Unterschrift zurück. „Wir sind generell interessiert“, sagt Bayer-Sprecherin Annette Josten, „aber die Bedingungen müssen stimmen“. Im Klartext: Extremus muss seine Prämienvorstellungen nach unten korrigieren. Auch die Berliner Bewag ist mit Extremus im Gespräch. Allerdings prüft der zum Energiekonzern Vattenfall gehörende Versorger angesichts einer siebenstelligen Millionensumme, die Extremus für den Terrorschutz haben möchte, sehr genau, ob das Kosten-Risiko-Verhältnis stimmt. Zudem gibt es auch Alternativen – seit dem vergangenen Jahr bietet auch die von den Versicherern Allianz, Hannover Rück, Swiss Re, Zurich Financial Services, XL Capital sowie Scor SA gegründete „Special Risk Insurance and Reinsurance Luxemburg SA“ Schutz gegen Terrorschäden, allerdings nur bis zu einer Höhe von 275 Millionen Euro.

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hatte schon vor Aufnahme der Geschäftstätigkeit heftige Kritik an Extremus geübt. Die Vorwürfe: Der deutsche Versicherer sei zu teuer, der auf Deutschland beschränkte Versicherungsschutz greife bei global operierenden Unternehmen zu kurz und auch die Versicherungsbedingungen müssten nachgebessert werden.

Sollte es tatsächlich zu einem terroristischen Schaden kommen, können beide Seiten den Vertrag innerhalb von 30 Tagen kündigen. Diese Regelung schmeckt den Industriekunden nicht. Für Extremus, sagt Gas, sei sie aber unverzichtbar: „Wir leben von fremder Deckung“, betonte der Versicherungschef. 1,5 Milliarden Euro stellen die 16 deutschen Erst- und Rückversicherer zur Verfügung, weitere 1,5 Milliarden Euro kommen aus dem internationalen Rückversicherungsmarkt. Flexibel zeigt sich der deutsche Versicherer dagegen bei den Prämien. Immerhin habe man schon über 300 Policen abgeschlossen, sagte Extremus-Vorstand Dirk Harbrücker kürzlich dem „Handelsblatt“. Dabei muss es nicht bleiben. Ein möglicher Irak-Krieg könnte Extremus schon bald neue Kunden bringen.

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