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Wirtschaft: Schwäbische Mischung aus Geist und Geld

Der Verleger Dieter von Holtzbrinck wird 65

Berlin - „Es macht mehr Spaß, sich mit Qualitätszeitungen und mit Qualitätsbuchverlagen zu beschäftigen als mit inhaltlichen Billigprodukten.“ Mit diesem Satz antwortete der Verleger Dieter von Holtzbrinck in einem Interview dieser, seiner Zeitung auf die Frage, warum er einen Qualitätskonzern aufgebaut habe.

Das Gespräch wurde am 3. Juni 2006 publiziert. Unmittelbar zuvor hatte die Gruppe eine wichtige unternehmerische Entscheidung bekannt gegeben: Dieter von Holtzbrinck kündigte seinen Rückzug aus der aktiven Geschäftspolitik und die Überführung seiner Anteile an der Verlagsgruppe in eine gemeinnützige Stiftung an. Fünf Jahre zuvor war er schon aus der Geschäftsführung ausgeschieden und hatte die unternehmerische Verantwortung an seinen jüngeren Bruder, Stefan, abgegeben.

Mit der Entscheidung des Jahres 2006 schloss sich eine Karriere, an deren Beginn 1970 Holtzbrincks Einstieg in die von seinem Vater aufgebaute Verlagsgruppe gestanden hatte. Die Entwicklung, die das Medienunternehmen gerade auch in den 21 Jahren machte, die Dieter von Holtzbrinck zwischen 1980 und 2001 Vorsitzender der Geschäftsführung war, ist beeindruckend. Heute gehören national verbreitete Qualitätsblätter wie „Die Zeit“, das Handelsblatt und der Tagesspiegel und Wirtschaftspublikationen wie Wirtschaftswoche oder DM/Euro genauso dazu wie angesehene regionale Tageszeitungen. Bedeutend in der Gruppe sind die Buchverlage – um nur Rowohlt, S. Fischer, Droemer zu nennen. Dieter von Holtzbrinck internationalisierte die Verlagsgruppe auch entschlossen. Der große britische Verlag Macmillan ist heute genauso bei Holtzbrinck zu finden wie Scientific American und Farrar, Straus & Giroux in den USA.

Die Süddeutsche Zeitung hat ihn als „expansiven Verleger“ gerühmt. Die FAZ bestätigt ihm, er sei „von außerordentlich zurückhaltender Art“, der „Spiegel“ fand in ihm „eine schwäbische Mischung aus Geist und Geld“. Unbestritten ist er nicht nur ein sehr erfolgreicher, sondern auch ein liberaler Verleger, für Verlag und Redaktion stets ein anregender und überaus kompetenter Gesprächspartner. Dem Tagesspiegel war er besonders verbunden, weil er das Blatt in der Tradition von Erik Reger, Walter Karsch und Franz Karl Maier weiterführte. Ohne Holtzbrincks Einstieg beim Tagesspiegel gäbe es diese Zeitung als selbständiges Blatt heute wahrscheinlich nicht mehr. Heute wird der Verleger 65 Jahre alt. apz

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