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Wirtschaft: Schwarzarbeit nimmt wieder zu

Studie: Jeder sechste Euro fließt am Staat vorbei

Berlin - Durch die Steuererhöhungen seit Jahresanfang wird die Schwarzarbeit in Deutschland wieder zunehmen. Die Bürger werden voraussichtlich 349 Milliarden Euro an Fiskus und Sozialversicherungen vorbei erwirtschaften, erwartet der Linzer Ökonom Friedrich Schneider in einer Studie für das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen. Danach steht die Schattenwirtschaft für 14,7 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung.

Insgesamt werde das Volumen der Schwarzarbeit um ein Prozent höher liegen als im vergangenen Jahr, hat Schneider berechnet. Seit 2003 war die Schwarzarbeit rückläufig gewesen, vor allem wegen der Steuersenkungen und der Arbeitsmarktreformen unter Rot-Grün. Sie hatten dazu geführt, dass Arbeitslose gezwungen wurden, etwa Ein-Euro-Jobs anzunehmen und für illegale Arbeit keine Zeit mehr hatten. Die wichtigste Rolle beim Anstieg der Schwarzarbeit spiele die höhere Mehrwertsteuer, die für ein Plus von 2,5 bis fünf Milliarden Euro sorge.

Den größten Schaden richtet Schneider zufolge die Schattenwirtschaft auf dem Bau und im Handwerk an – dies mache 38 Prozent der illegal erbrachten Wirtschaftsleistung aus. Die Industrie, Hotels und Gaststätten sowie andere Gewerbe würden für je 17 Prozent der Schattenwirtschaft stehen. Dienstleistungen wie Babysitten oder Nachhilfe machen 15 Prozent aus. Berlin gilt gemeinhin als Hauptstadt der Schwarzarbeit – vor allem, weil die Baubranche hier eine so große Rolle spielt. Nach Schätzungen der Fachgemeinschaft Bau arbeitet jeder zweite Beschäftigte in der Sparte schwarz.

International steht Deutschland derzeit im Mittelfeld der Wirtschaftsnationen. In den USA richtet die Schwarzarbeit mit einem Anteil von sieben Prozent am Inlandsprodukt den geringsten Schaden an, auch die Schweiz (8,2 Prozent) und Japan (9,0 Prozent) stehen gut da. In Italien (22,3 Prozent) und Spanien (19,3 Prozent) wird dagegen etwa jeder fünfte Euro schwarz verdient.

Schneider berechnet das Volumen der Schattenwirtschaft, indem er unter anderem die Bargeldsumme unter die Lupe nimmt, die sich derzeit im Umlauf befindet. Um das offizielle Bruttoinlandsprodukt zu erwirtschaften, ist eine deutlich geringere Summe erforderlich – die Differenz zwischen beiden gibt einen Hinweis auf die Schwarzarbeit, die meist in bar entlohnt wird.

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