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Schwarze Kassen: Schmiergeldskandal bei Siemens weitet sich aus

Die Wahrheit kommt scheibchenweise an Licht: Vor der morgigen Siemens-Hauptversammlung sind neue dubiose Zahlungen bekannt geworden. Ermittler stießen offenbar in einem weiteren Geschäftsfeld auf Unregelmäßigkeiten.

Hinweisen an den Aufsichtsrat zufolge könnten im Unternehmensbereich Medizintechnik gut 140 Millionen Euro in dunkle Kanäle geflossen sein, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Aufsichtsräte sprächen von möglicherweise ernsten Problemen im profitabelsten Geschäftsfeld, dessen Jahresumsatz etwa zehn Milliarden Euro betrage. Die US-Kanzlei Debevoise untersuche, ob es in dieser Sparte ähnliche Strukturen wie im Bereich Telekommunikation gegeben habe.

Wie das "Handelsblatt" berichtet, könne Thomas Stinnesbeck, ehemaliger Vertriebsleiter der Siemens-Tochter Siemens Audiologische Technik (Sat), belegen, dass er bereits im Juni 2004 den Medizintechnik-Spartenvorstand Erich Reinhardt und den damaligen Vorstandsvorsitzenden Heinrich von Pierer schriftlich über "Schwarzgeldgeschäfte" unterrichtet habe. Laut Siemens handle es sich bei den fraglichen Zahlungen jedoch nicht um "Schwarzgeld", sondern um die Vergütung regulär erzielter Rabatte. Eine interne Revision habe den Sachverhalt "lückenlos aufgearbeitet", zitiert das "Handelsblatt" einen Siemens-Sprecher.

Keine Entlastung für den Vorstand

In München kommen morgen um 10 Uhr die Aktionäre zur Hauptversammlung zusammen. Die traditionelle Entlastung des Vorstands wird es in diesem Jahr wegen des Schmiergeldskandals nicht geben. Der Aufsichtsrat hatte in der  vergangenen Woche für eine Verschiebung um ein Jahr gestimmt.

Ausgenommen ist der neue Siemens-Chef Peter Löscher, der sein Amt  erst im vergangenen Juli angetreten hatte, um das Unternehmen aus  der Krise zu führen. Löscher wird bereits vor Beginn der Hauptversammlung neue Quartalszahlen vorlegen, die Presseberichten  zufolge trotz der Schmiergeldaffäre erneut gut ausfallen. (ho/AFP/dpa) 

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