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Wirtschaft: Schwarzer Freitag für Jerini

Der Aktienkurs bricht um ein Viertel ein, weil das wichtigste Medikament in die Kritik gerät

Berlin - Die Aktie der Berliner Biotechnologie-Firma Jerini ist am Freitag dramatisch eingebrochen. Der Kurs fiel zeitweise um 27 Prozent, bei Börsenschluss notierte die Aktie mit 3,66 Euro 22 Prozent im Minus. Grund war die Veröffentlichung zweier Studien für das wichtigste Medikament der Firma, Icatibant. Die Studien waren mit Spannung erwartet worden; ihre Ergebnisse sind maßgeblich für die Zulassung des Medikaments, die Jerini Ende des Jahres beantragen will.

Wie Jerini mitteilte, habe eine der beiden Studien ihren „primären Endpunkt“, also das angestrebte Studienziel, nicht erreicht. Trotzdem wolle man bis zum Jahresende die beschleunigte Marktzulassung für das Mittel bei den entsprechenen Behörden in den USA und Europa beantragen. 2007 soll Icatibant auf den Markt.

Das Mittel soll gegen das sogenannte hereditäre Angioödem helfen – eine seltene Erbkrankheit, die Hände, Füße, Gesicht und Kehlkopf schmerzhaft anschwellen lässt und zu lebensbedrohlichen Erstickungsanfällen führen kann. Es war bereits in zwei klinischen Testphasen erfolgreich an Menschen erprobt worden. Die beiden jetzt veröffentlichten Studien gehörten zur letzten Phase, der Phase III, an deren Ende in der Regel ein Zulassungsantrag steht.

In einer der Studien, an der 56 Patienten teilgenommen hatten, wurde das Mittel mit einem Placebo verglichen. Die Zeit bis zur Besserung der Krankheitssymptome lag nach Angaben von Jerini zwar deutlich unter der der Placebos. Dem Ergebniss fehlte, für sich genommen, aber die statistische Relevanz. Zusammen mit der zweiten Studie sei das Studienziel aber erreicht worden.

„Jetzt kommt es darauf an, wie die Zulassungsbehörden entscheiden“, sagte ein Biotech-Analyst. Der Kursrutsch der Aktie spiegele die Unsicherheit der Anleger wider, ob Jerini die Zulassung für sein wichtigstes Medikament erhalte.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass das Medikament trotz der jüngsten Ergebnisse die Zulassung schafft“, urteilten die Analysten der WestLB.

Jerini war im November vergangenen Jahres an die Börse gegangen und hatte dadurch 49,6 Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt. Private Investoren brachten 2005 zudem rund 37 Millionen Euro ein. Das Geld aus dem Börsengang fließt fast ausschließlich in den Aufbau der Vertriebs- und Marketingorganisation für Icatibant. Von dem Medikament erwartet das Unternehmen Umsätze von rund 200 Millionen Euro pro Jahr.

Gewinne peilt Jerini erst für 2009 an. Im ersten Halbjahr 2006 wies das Unternehmen einen Verlust von elf Millionen Euro aus.

Stefan Kaiser

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