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Der Finanzmanager David Heimhofer (56) bei einer Präsentation. Seine Karriere begann Ende der 1980er Jahre bei der Credit Suisse. Heute lebt und arbeitet er in Bahrain.

© Terra Sola

Schweizer Investor: David Heimhofer - irre schnell im Börsensaal

Ein ehemaliger Hedgefonds-Manager aus der Schweiz verhandelt mit der ägyptischen Regierung über ein gewaltiges Solarprojekt: Das Geld sammelt David Heimhofer unter anderem an der Berliner Börse ein. Wer ist dieser Mann?

David Heimhofer wurde schon vor Jahren buchstäblich in die Wüste geschickt. Sein ehemaliger Arbeitgeber, eine Schweizer Investmentbank, suchte vor etwa zehn Jahren jemanden Anpassungsfähiges, den er in die boomenden Emirate am Persischen Golf schicken konnte. Anders als 95 Prozent der westlichen Ausländer ist er geblieben: Der Hedgefonds-Manager lebt und arbeitet bis heute in der kleinen „konstitutionellen Monarchie“ Bahrain, einer Insel vor der Küste Saudi-Arabiens, einem bei Finanzdienstleistern besonders beliebten Fleckchen.

Drei seiner vier Kinder sind mittlerweile aus dem Haus, zum Studieren – unter anderem im nasskalten Europa. Ihn zieht es nicht weg. Im Gegenteil.„Ich liebe die Hitze“, sagt der 56-Jährige. Es sei toll, morgens aus dem Haus zu treten bei 36 Grad und in den Pool zu springen mit einer Temperatur von 33 Grad. Zwei Wochen Snowboardfahren - und die damit verbundene Kälte -, das halte er aus. „Dann muss ich zurück in die Sonne“.

Aber es ist nicht nur das meteorologische Klima. Auch das ökonomische: „Zweistellige Rendite: Das muss bei einem Geschäft in diesem Raum schon drin sein“, erklärt er, als sei das selbstverständlich. Für den durchschnittlichen deutschen Kleinsparer sind das Werte vom anderen Stern.

Aus seiner Anfangszeit im Orient ist eine Anekdote überliefert: Er sollte eine Delegation Schweizer Banker durch das Land führen – auch zu einer Audienz beim Kronprinzen Bahrains. „Ich wollte alles richtig machen, sagte mir also den vollständigen Titel seiner Hoheit immer wieder vor“. Dann betrat die Gruppe den Empfangssaal. Als dann dieser große, aufrecht stehende Mann mit traditionellem Gewand samt Prunksäbel vor ihm stand, gab Heimhofer ihm die Hand und verneigte sich, begann den Titel herunterzurattern.

Auch der Mann verneigte sich. Also beugte sich Heimhofer noch etwas tiefer. Der Mann ging noch tiefer - dann begegneten sich ihre Gesichter fast auf Kniehöhe. Es war der Kammerdiener. Heimhofer kann heute über diese Peinlichkeit lachen.

„Die dachten, ich bin ein gefährlicher Irrer“

Heimhofer wuchs auf einem kleinen Bauernhof in Hermetschwil-Staffeln (heute Bremgarten), im nördlichen Schweizer Kanton Aaargau, auf. Zu den Deutschen, die als Zuwanderer in dieser Region nicht eben wohl gelitten sind, pflegt Heimhofer ein entspanntes Verhältnis: Seine Mutter ist Schwäbin. Ein Mal im Jahr ging es als Kind aufs Volksfest Canstatter Wasen in Stuttgart, erinnert er sich. „Das war immer mein Highlight“.

Begonnen hat er seine Karriere als Händler für die Credit Suisse Ende der 1980er Jahre an der Börse in Zürich. „Das war eine harte, aber sehr gute Schule. Die haben uns 30 Leuten meist nur zwei bis drei Brocken, drei mögliche Geschäfte, in den Saal geworfen. Und nur wer als Erster zugriff, setzte sich durch“.

Als er zuständig wurde für den Handel mit japanischen Werten und nach drei Tagen feststellte, dass er dort im Saal verhungern würde, schnappte sich der Hobby-Trompeter seinen Notenständer, stellte sich mit seinen Listen in den Wald und schrie die Werte tief hinein:„Nippon Kangyo Kakumaru Sec 3 3/4 cum 92 Serie B“ oder „Fujitsu  5 7/8 convertibel 91 Serie B!“ Ein Wanderer hörte das, sah den Mann - und rief die Polizei.„Die dachten, ich bin ein gefährlicher Irrer“, lacht Heimhofer. Durch das Training wurde er zumindest irre schnell im Börsensaal.

Ab 1989 ging er auch nach New York an die Wall Street, was „supercool und spannend“ für ihn gewesen sei - aber auch nicht wirklich härter als auf dem Parkett in Zürich. Heute, sagt er ohne Nostalgie, gäbe es jedenfalls vernünftigen Wettbewerb an den Börsen, weil sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wegen des computergesteuerten Handels korrekt abbilde. Damals sei eben nur der zum Zug gekommen, der am schnellsten Rufen könne. Nämlich er.

Zwischenzeitlich war Heimhofer auch Schatzmeister seiner der Kirchgemeinde in seinem Heimatort. Die Nachbarn erhofften sich von dem Sohn ihres Dorfes, dem mit dem feinen Näschen fürs Geschäft, mutige Investments. „Ich musste sie alle enttäuschen. Ich hab das Gemeindegeld nie angefasst und angelegt. Berufliches und Privates trenne ich streng“, beteuert er.

Seit fünf Jahren befasst er sich mit der von ihm geführten Investmentgesellschaft Terra Nex vorwiegend mit „nachhaltigen Investments“, wie er es nennt: Schwerpunkt Healthcare, Grünes Bauen und neuerdings eben Fotovoltaik-Kraftwerkprojekte. Seine Terra Sola Group ist seit Mitte 2014 an der Berliner Börse notiert, bald wohl auch an der Frankfurter Börse. Heimhofer hat auch Fonds der Reihe Middle East Best Select aufgelegt, über die man - so „mit den Königshäusern investieren“ könne, so die Werbung. (Die Tagesspiegel-Redaktion spricht mit Nennung dieser Produkte ausdrücklich weder eine Kaufempfehlung, noch eine Warnung aus.)

Heimhofer behauptet nicht, ökologisch oder sozial besonders engagiert oder gar interessiert zu sein. Er erwähnt zwar ein nicht-kommerzielles Brunnenprojekt seiner Firma für Afrika, das auch schon durchgeplant sei. Das bereite ihm auch Freude. „Das machen wir aber erst fertig, wenn mal Zeit da ist“. Derzeit ist keine da.

Was ist sein Geheimnis?

„Mich interessieren Megatrends“, sagt Heimhofer. „Und es ist völlig klar, dass erneuerbare Energien ein Megatrend sind“. Wer da erst einsteige, nachdem jeder eingestiegen ist, komme eben zu spät, erklärt er ganz unromantisch. Ihm geht es um hohe Renditen. „Und am liebsten ist es mir, wenn eine Win-Win-Situation entsteht“. Muss aber nicht.

Was ist sein Geheimnis? Warum ist er und seine Terra Nex Investmentgesellschaft nun die erste, die Regierungen von Marokko bis Ägypten überzeugen konnte sich mit ihm auf Milliardenschwere Solarprojekte einzulassen?

„Die Araber sind sehr feinfühlige Leute“, erklärt Heimhofer. Die sehen einem tief in die Augen und gucken zunächst, ob man das aushält. Es ist ein Zeichen, ob man Zeit für sie hat“. Und dann brauche man wirklich viel Zeit. Es könnten zahllose Treffen mit einem Geschäftspartner vergehen, ohne, dass – nach westlichem Verständnis – dort irgendetwas Relevantes passiere. „Aber irgendwann schließen sie dich ins Vertrauen“. Und dann würden sie auch zu einem halten, wenn man mal einen Fehler macht. „Offenbar strahle ich den Menschen hier aus, das ich sie verstehe“.

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