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Wirtschaft: Schwerer Konflikt in

BERLIN (alf).In der IG Metall-Spitze gibt es eine Auseinandersetzung um den zukünftigen zweiten Vorsitzenden.

BERLIN (alf).In der IG Metall-Spitze gibt es eine Auseinandersetzung um den zukünftigen zweiten Vorsitzenden.Während die Mehrheit der Gewerkschaftsbezirke den Hannoveraner Bezirksleiter Jürgen Peters unterstützt, will der geschäftsführende Vorstand um Klaus Zwickel offenbar den IG Metall-Kassierer Bertin Eichler durchsetzen.Aus Kreisen einer Bezirksleitung hieß es am Donnerstag gegenüber dem Tagesspiegel, wenn Zwickel auf Eichler beharre, drohten die Bezirksleiter in eine "Loyalitätskrise" zu rutschen.Eichler werde von Zwickel "nach vorn geschoben, obwohl er nicht das Kaliber für den Job hat".

Der Posten des zweiten Vorsitzenden muß neu besetzt werden, nachdem Walter Riester Arbeitsminister in Bonn wurde.Ende November soll auf dem IG Metall-Gewerkschaftstag in Mannheim der Nachfolger gewählt werden.Bereits am 9.November will sich der zehnköpfige, geschäftsführende IG Metall-Vorstand auf einen Kandidaten festlegen und sich dabei aller Voraussicht nach dem Vorschlag Zwickels anschließen: Bertin Eichler.Am Tag darauf wird sich dann der gesamte, 37 Mitglieder umfassende Vorstand mit der Frage befassen.Allerdings haben die Bezirksleiter in diesem Gremium kaum Gewicht: Sie sind Angestellte des geschäftsführenden Vorstands und bei Vorstandssitzungen nicht stimmberechtigt.

Hintergrund des Konflikts zwischen der Gewerkschaftsspitze in Frankfurt (Main) und den Bezirken ist die Befürchtung, durch die Wahl Eichlers würde die IG Metall tarifpolitische Kompetenz verlieren.Bislang ist der zweite Vorsitzende traditionell für Tarifpolitik zuständig.Der 43jährige Eichler ist jedoch Laie auf diesem Gebiet.Entsprechend müßte sich Metallerchef Zwickel selbst um den Bereich kümmern.Das sei indes nicht möglich, Zwickel müßte das Thema auf die Abteilungsleiterebene delegieren, was jedoch angesichts der bevorstehenden Herausforderungen "ein Witz" sei, so ein Gewerkschafter.

Holger Wachsmann, Eko-Betriebsratsvorsitzender und Sprecher der ostdeutschen Stahlfunktionäre, wies in dem Zusammenhang auf das "Bündnis für Arbeit" und die bevorstehende Tarifrunde hin.Die Betriebsräte seien klar für Peters, da dieser in Tarifverhandlungen die Lohnfortzahlung gerettet und sich mit innovativen Abschlüssen bei VW profiliert habe.Peters ist 54 Jahre alt.In der IG Metall war bislang ausgemacht Sache, daß der Riester-Nachfolger auch Zwickel-Nachfolger wird.Deshalb kommt der jetzt anstehenden Personalie weitreichende Bedeutung zu.Über die Nachfolge des 59jährigen Zwickel muß im Jahr 2003 entschieden werden.

Ob die mächtige Gewerkschaft ohne eine peinliche Personaldebatte herumkommt ist derzeit unwahrscheinlich.In den Bezirken setzt man zwar auf Peters, aber "wir wollen und dürfen unseren Vorsitzenden nicht beschädigen", sorgt sich ein Spitzenfunktionär vor einer zugespitzten Auseinandersetzung.Klaus Zwickel will offenbar die aktuelle Personalie zu einer Verkleinerung des geschäftsführenden Vorstands nutzen.Das dementiert auch die Frankfurter IG Metall-Sprecherin Dagmar Opuschynski nicht direkt, es gebe derzeit jedoch "keine konkreten Pläne".Daß sich zum einen Zwickel auf Eichler und zum anderen die Bezirksfürsten auf Petes festgelegt hätten, bezeichnete Opuschynski als "reine Spekulation".Grundsätzlich habe Gewerkschaftschef Zwickel ein "offens Ohr für die Betriebsräte", die Entscheidungsfindung laufe "von unten nach oben".

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