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© dpa

Schwierige Geschenke: Heiligabend mit Verlust

Laut einer Studie messen Beschenkte einem Präsent einen geringeren Wert bei, als es laut Preisschild hat. Schenken wird damit noch komplizierter.

Berlin - Nun gut, Schenken war schon immer kompliziert. Aber leider wird die Frage, womit man seinen Lieben eine Freude machen könnte, jetzt noch etwas schwieriger: Bochumer Wirtschaftswissenschaftler haben festgestellt, dass beim Schenken Verluste entstehen. Das liegt daran, dass dem Beschenkten das Geschenk oft nicht so viel wert ist, wie der Schenkende dafür bezahlt hat. Die Ökonomen Thomas Bauer und Christoph Schmidt sprechen in dem Zusammenhang von einem Nutzenverlust. Wir verschenken Dinge, die unsere Freunde gar nicht brauchen.

Für die Studie „Haben und nicht haben – Eine Analyse der Wertschätzung von Weihnachtsgeschenken in Deutschland“ befragten sie rund 1500 Studenten der Ruhr-Universität Bochum. Für drei Weihnachtsgeschenke aus dem Jahr 2007 mussten diese ihre Zahlungsbereitschaft angeben, also den Geldbetrag, den sie selbst für das Geschenk gezahlt hätten. Dann wurden sie gefragt, wie viel Geld ein anderer bieten müsste, um ihnen das Geschenk wieder abzukaufen.

Die Studie definiert Schenken als die „Übertragung von Ressourcen, entweder ungebunden oder in Form eines Gegenstandes“. Schenkt man einen Gegenstand, birgt das die Gefahr, dass er dem Beschenkten nicht gefällt. Schenkt man dagegen Bargeld, kann der Beschenkte sich das kaufen, was er tatsächlich gerne hätte. Aus streng ökonomischer Sicht müsste es also heißen: Geldgeschenk = maximaler Nutzen. Die Menschen, die sich also jedes Jahr mühsam andere Geschenke überlegen, könnten die effiziente Verteilung der Güter in unserer Wirtschaft behindern.

Ganz unromantisch sind die Ergebnisse der Studie dann aber doch nicht: Die Teilnehmer gaben zu ihren Geschenken kein einheitliches Urteil ab. Ihre Zahlungsbereitschaft lag für rund 50 Prozent der Präsente unter deren eigentlichem Wert. Bei 40 Prozent stimmten Wert und Einschätzung überein. Unterm Strich haben die Forscher daraus einen Nutzenverlust von 13 Prozent errechnet. Demnach würden einige Milliarden Euro des gesamten Geschenkvolumens in Deutschland verpuffen, ohne Nutzen zu stiften.

Dieses Ergebnis relativiert sich aber. Denn als man die Studenten fragte, was man ihnen bieten müsste, um ihnen die Geschenke wieder abzukaufen, gaben sie für 52 Prozent der Präsente einen höheren Wert als den Marktpreis an. Damit ergibt sich wiederum ein Nutzengewinn von 16 Prozent. Die Ökonomen erklären das mit dem sogenannten Ausstattungseffekt: „Sobald man eine Sache hat, steigt sie im Wert, und man will sie nicht mehr so gern hergeben“, sagt Schmidt.

So bleibt also offen, ob Sachgeschenke wirklich zu Wohlfahrtsverlusten führen müssen. Einfach immer Geld zu schenken, ist also keine Lösung. Auch die Ökonomen räumen ein, dass ein Geschenk ebenso einen emotionalen Wert hat: Es gebe eine „Anerkennung für das Bemühen, das in das Aussuchen des Geschenks geflossen sei“, heißt es in dem Papier. Die Wertschätzung hierfür steige heute auch durch die immer größer werdenden zeitlichen Verpflichtungen. So sieht es auch Schmidt, der einer der Wirtschaftsweisen ist. Er schenkt seiner Familie zu Weihnachten gemeinsame Aktivitäten: „Ich investiere das, was am meisten Wert ist, nämlich Zeit.“ Partnern oder nahen Verwandten rät er eher von Geldgeschenken ab: „Dann werden Sie dabei ertappt, dass Sie keine Zeit investiert haben“.

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