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Wirtschaft: Sechs Bewerber um den Kauf der Berliner Wasserbetriebe

BERLIN .Binnen der kommenden vier Wochen soll ein privater Investor 49,9 Prozent der Anteile der Berliner Wasserbetriebe kaufen.

BERLIN .Binnen der kommenden vier Wochen soll ein privater Investor 49,9 Prozent der Anteile der Berliner Wasserbetriebe kaufen.Derzeit laufen die letzten Sondierungsgespräche zwischen dem Land Berlin und den sechs engeren Bietern, die bis zum Dienstag ein verbindliches Angebot abgeben müssen.Aus denen wollen Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) und ihre Mitarbeiter die zwei bis drei Kandidaten auswählen, mit denen sie verhandeln.Fugmann-Heesing will die Anteile bis Ende März verkaufen, um möglichst schnell Geld in die leeren Berliner Kassen zu bekommen.

Der Senat hofft, zwei Mrd.DM zu erlösen.Doch der Zuschlag hängt nicht allein vom gebotenen Preis ab: Chancenreiche Bewerber müssen überzeugend darlegen

was sie mit den Beschäftigten der BWB machen.Das Unternehmen hat verhältnismäßig hohe Personalausgaben.Doch der Käufer hat sich an den sogenannten Vertrag des Vertrauens zu halten, nach dem keinem der rund 6200 Angestellten und Arbeitern bis zum Jahre 2006 aus betriebsbedingten Gründen gekündigt werden darf.Die Zahl der Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen

wieviel sie ins Unternehmen investieren werden.Noch immer unterscheiden sich die Standards der Wasserver- und -entsorgung im Westen und im Osten Berlins

wie Berlin neben Kaufpreis und Investitionen profitiert.Als das Land seinen Anteil an der Energieversorgerin Bewag AG verkaufte, erhielt das US-amerikanische Unternehmen Southern Energy den Zuschlag, weil es versprach, sich in besonderer Weise für die Wirtschaftsförderung des Standorts Berlin in den USA stark zu machen

in welchem Maße die Verbraucher etwas von einer Privatisierung haben, beispielsweise über niedrigere Wasserpreise oder einen verbesserten Service.

Der Verkauf ist nach Bewag und dem Gasversorger Gasag das dritte große Privatisierungsvorhaben in Berlin.Die sechs Bewerber, die noch im Rennen sind (siehe Kasten), stellen sich in diesen entscheidenden Wochen des Bietverfahrens der Öffentlichkeit vor.Gerade besuchte Alexander Kulpecz von Azurix in London Berlin.Der US-Amerikaner ist für das Europa-Geschäft des Wasserkonzerns zuständig, und seinen Plänen zufolge soll Berlin zum zweiten Standbein von Azurix werden.Azurix gehört zu Enron, einem US-Energiekonzern aus dem texanischen Houston, der in 30 Staaten rund 17 000 Mitarbeiter beschäftigt.In Deutschland betreibt Enron ein Gaskraftwerk in Bitterfeld.Im vergangenen Jahr kaufte Azurix mit Wessex im englischen Bristol einen regionalen Wasserver- und -entsorger, den ersten in Europa.Von Berlin aus will Kulpecz in Deutschland und nach Mittel- und Osteuropa expandieren.Schließlich biete der neue Wettbewerb auf dem Markt für Wasser viele Gelegenheiten, weil die öffentliche Hand zunehmend ihre Wasserbetriebe verkaufen werde.

Azurix verweist gerne auf Wessex als Vorbild: Auch dort habe es anfangs die Befürchtung gegeben, der neue Eigentümer werde Mitarbeiter entlassen."Dabei stellen wir ein", sagt Kulpecz.Den Kaufpreis von rund vier Mrd.DM beglichen die Amerikaner in bar.Zwischen dem Vertragsabschluß und der Integration von Wessex in die Azurix-Gruppe lagen nur acht Wochen."Wir sind den Wettbewerb gewohnt, und wir sind gewohnt, sehr schnell zu handeln", betont der Azurix-Manager.Doch in der gegenwärtigen Phase beschränkt er sich darauf, vage zu bleiben.Noch sei es zu früh darzulegen, was sich bei den Berliner Wasserbetrieben ändern müsse.Kulpecz beruhigt die derzeit Verantwortlichen: Azurix arbeite bei Wessex mit den alten Führungskräften, und auch in Berlin gebe es ein gutes Management.

Azurix will seine Chancen verbessern, indem das Unternehmen darüber nachdenkt, ein Forschungszentrum in Berlin anzusiedeln.Es soll sich wissenschaftlich den weltweiten Wasserproblemen widmen und als Think-tank der Azurix-Gruppe in der ganzen Welt dienen.

Gänzlich unklar ist gegenwärtig, ob am Ende wirklich nur ein einzelner der sechs Bieter den Zuschlag erhält oder mehrere Bieter ein neues Konsortium bilden werden.Die sechs potentiellen Käufer sprechen schon jetzt miteinander, wollen aber in der Öffentlichkeit den Eindruck vermeiden, sie seien auf einen Partner angewiesen."Wir können das gut allein", stellt Kulpecz fest.

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