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Wirtschaft: Selbstanzeigen bei Commerzbank

FRANKFURT (MAIN) . Nach dem Branchenprimus Deutsche Bank ist auch die Commerzbank verstärkt ins Visier der Steuerfahnder gerückt.

FRANKFURT (MAIN) . Nach dem Branchenprimus Deutsche Bank ist auch die Commerzbank verstärkt ins Visier der Steuerfahnder gerückt. "Systematische Beihilfe zur Steuerhinterziehung" vermuten die Ermittler. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft haben sich die ersten Beschäftigten des Kreditinstituts selbst angezeigt. "Es gibt schon Mitarbeiter, die das gemacht haben", sagte der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Job Tilmann, am Montag.

Die Bank soll Kunden die Möglichkeit geboten haben, Gelder anonym nach Luxemburg und in die Schweiz zu schaffen. Dadurch sei der Weg zur Steuerhinterziehung geebnet worden. Die Ermittlungen richten sich gegen den Aufsichtsratschef Dietrich-Kurt Frowein, Vorstandsmitglied Erich Coenen und zwei nicht genannte Generalbevollmächtigte. Die Manager waren früher für das Privatkundengeschäft der Bank zuständig.

"Es besteht der Verdacht, daß der anonyme Transferservice den Kunden mit System angeboten wurde", erklärte Tilmann. Aus sichergestellten Unterlagen gehe hervor, daß die Top-Manager davon wußten und dieses "zumindest nicht verhindert haben". 80 Prozent der Geldtransfers von Privatkunden in die Schweiz und nach Luxemburg seien verdeckt gelaufen.

Etwa 180 Kunden der Commerzbank haben sich nach Informationen der Staatsanwaltschaft bei den Steuerbehörden offenbart. "Wir vermuten, daß es aber schon fast doppelt soviele sind", sagte Tilmann. 11 000 verdächtige Zahlungsvorgänge alleine nach Luxemburg würden derzeit geprüft. Zwei Mill. DM Steuern hätten Kunden schon nachgezahlt.

Wie der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, weist auch die Commerzbank die erhobenen Vorwürfe zurück. "Wir sehen dem Fortgang der Ermittlungen gelassen entgegen", sagte ein Sprecher. "Wir haben zu keiner Zeit ein derartiges System aufgebaut. Für die Steuererklärung unserer Kunden sind wir nicht verantwortlich. Wir haben nie für Anlagen im Ausland geworben." Die Commerzbank ist nicht das einzige Geldhaus, das auf der "Kundenliste" der Steuerfahndung ganz oben steht. Ein ähnliches Verfahren läuft gegen den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, und fünf aktive und ehemalige Vorstände des weltgrößten Finanzkonzerns.

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