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Wirtschaft: Senator Film steht vor der Insolvenz

Überschuldung wegen hoher Wertberichtigungen auf alte Filmbestände / Management verhandelt mit den Banken

Berlin (msh). Der Berliner Produzent und Verleiher von Kino und Fernsehfilmen Senator Entertainment steht kurz vor der Pleite. Der Wertberichtigungsbedarf für das Filmvermögen und die Beteiligungen von Senator führten zu einer „bilanziellen Überschuldung“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Eine Insolvenz sei nicht ausgeschlossen, fügte ein Sprecher hinzu. Es werde derzeit mit den Kreditgebern verhandelt, um das Unternehmen zu retten.

Senator Entertainment gehörte während des Börsenbooms zu den viel bejubelten Medienfirmen, die im Glauben an einen beständig wachsenden Unterhaltungsmarkt zu schnell und unkontrolliert expandierten. Senator war 1999 an die Börse gegangen, um sein Wachstum zu finanzieren. Mit dem erlösten Geld finanzierte Senator die Übernahme von Firmen und kaufte in Hollywood große Filmpakete ein. Senators Hauptgeschäft besteht darin, als eine Art Großhändler Filme und Fernsehserien an Kinobetreiber oder Fernsehsender zu verleihen oder weiterzuverkaufen.

In den vergangenen zwei Jahren brachte Senator Kassenschlager wie „Good bye Lenin“ und „Das Wunder von Bern“ in die Kinos. Offenbar haben die Kinoerfolge das Unternehmen nicht vor einer existenziellen Krise bewahren können. Nach Ansicht von Branchenexperten haben die alten Filmpakete Senator jetzt das Genick gebrochen. „Rund um die Jahrhundertwende haben sich Filmhändler wie Senator oder Kinowelt und die deutschen Fernsehsender in Hollywood beim Einkauf von Produktionen gegenseitig überboten“, sagt Florian Leinauer, Medienexperte beim Bankhaus Helaba Trust. Die Folge waren horrende Preise für Kinofilme, Fernsehfilme und Serien. Teilweise machten die Filmhändler so genannte „Output Deals“. Bei diesen Geschäften kauften sie „blind“ Produktionen, die sie noch gar nicht kannten. Finanziell nachteilig waren auch Geschäfte, bei denen die US-Filmstudios wie Warner Brothers oder Paramount Pakete mit Filmen und Serien schnürten, in denen viel wenig attraktives Material enthalten war.

Mit Beginn der Wirtschaftskrise konnten die Filmhändler ihr Material nicht mehr zu den erhofften Preisen an die Fernsehsender weiterverkaufen. „Die hohen Bewertungen stehen aber immer noch in der Bilanz der Filmfirmen“, sagt Leinauer. Der Abwertungsbedarf führe jetzt zur Überschuldung des Unternehmens. Bei den abzuwertenden Rechten handele es sich um „überwiegend ältere Titel des Filmkatalogs“, teilte Senator mit.

Aktie bricht ein

Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechnet Senator mit einen Umsatz von 54 bis 57 Millionen Euro (Vorjahr: 63,6 Millionen Euro) und einem operativen Gewinn (Ebitda) von 20 bis 24 Millionen Euro (Vorjahr: 15,3 Millionen). Nach Steuern hatte Senator 2002 einen Verlust von 178,2 Millionen Euro verzeichnet. „Eine Insolvenz ist zwar nicht auszuschließen, ist aber keine logische Konsequenz dieser Probleme“, sagte ein Unternehmenssprecher. Es sei aber nicht zu erwarten, dass sich dieser Sachverhalt ändern werde. Der Vorstand wolle Maßnahmen zur Sanierung verfolgen, mit den finanzierenden Banken würden jetzt Gespräche geführt.

Die Effecten-Spiegel AG, einer der Großaktionäre des Unternehmens, äußerte sich zuversichtlich zu den Sanierungsaussichten. Die Effecten-Spiegel AG rechne mit einer Kapitalherabsetzung im Verhältnis von 2:1 und einer anschließenden Kapitalerhöhung, an der sie sich beteiligen würde.

Die im General-Standard notierte Senator- Aktie brach am Donnerstag um mehr als 30 Prozent auf 0,38 Euro ein. Auf ihrem Höhepunkt war das Papier über acht Euro wert.

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