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Wirtschaft: Sender-Fusion: Der größte deutsche TV-Konzern entsteht

Der Medienkaufmann Leo Kirch fusioniert die von ihm kontrollierten Sender Sat 1 und die ProSieben-Gruppe zum größten deutschen TV-Konzern. Das haben die Gesellschafter der betroffenen Unternehmen jetzt nach achtmonatigen Verhandlungen beschlossen, teilten die Kirch-Gruppe, Pro Sieben und Sat 1 mit.

Der Medienkaufmann Leo Kirch fusioniert die von ihm kontrollierten Sender Sat 1 und die ProSieben-Gruppe zum größten deutschen TV-Konzern. Das haben die Gesellschafter der betroffenen Unternehmen jetzt nach achtmonatigen Verhandlungen beschlossen, teilten die Kirch-Gruppe, Pro Sieben und Sat 1 mit. Die Zustimmung des Kartellamts zur Fusion steht noch aus.

"Es ist eine Liebesheirat",kommentierte ProSieben-Chef Urs Rohner als künftiger Vorstandsvorsitzender der neuen TV-Holding die Firmenehe mit Sat 1. Auch Sat 1-Chef Fred Kogel, der in den Aufsichtsrat des fusionierten Konzerns wechselt und damit ins zweite Glied zurücktritt, schloss sich dieser Sicht an. Der neue TV-Riese soll unter dem Namen ProSieben Sat 1 Media AG firmieren, börsennotiert sein und seinen Sitz in Unterföhring bei München haben. Unter diesem Dach werden nach dem Vorbild der RTL-Sendergruppe des Medienkonzerns Bertelsmann noch in diesem Jahr die TV-Sender Pro 7, Kabel 1, N 24 und Sat 1 zusammengefasst, was Veränderungen auf der Eignerebene nach sich zieht.

Leo Kirch wird über seine Kerngesellschaft Kirch Media & Co KGaA mit 88,5 Prozent der Stammaktien und 16,5 Prozent der Vorzüge Hauptaktionär der neuen TV-Holding. Er hat damit die klare unternehmerische Kontrolle. Der Springer-Verlag, der bei Sat 1 mit 41 Prozent eine starke zweite Kraft war, wandelt diese Anteile zumindest vorübergehend in 11,5 Prozent an der neuen ProSieben-Sat 1 Media AG um. Über eine Option hat sich Kirch für "einen späteren Zeitpunkt" zudem den Zugriff auf diesen Anteil gesichert. In der Branche gilt ein baldiger Ausstieg von Springer als sicher. 72 Prozent der Vorzugsaktien der neuen ProSieben-Sat 1 sollen breit gestreut sein. Der Lebensmittelkonzern Rewe, der bislang 41,6 Prozent an der heutigen ProSieben Media AG hält, wird diese Anteile in sechs Prozent an der Kirch Media umwandeln und damit nur noch indirekt marginal am TV-Geschäft beteiligt sein. In der Kirch Media sind neben dem frei empfangbaren Fernsehen Kirchs Aktivitäten im TV-Lizenzhandel, der Filmtechnologie und der Programmproduktion gebündelt. Grundlage der Neuordnung war eine Unternehmensbewertung von Arthur Anderson für die ProSieben-Gruppe und Sat 1, für die die Wirtschaftprüfer ein Wertverhältnis von 72 zu 28 Prozent zu Gunsten der ProSieben-Gruppe ermittelt haben. Der Gesamtwert der neuen TV-Holding wird auf weit über zehn Milliarden Mark geschätzt. Sie beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter und kommt addiert auf Basis der Vorjahreszahlen von ProSieben sowie Sat 1 auf einen Umsatz von rund vier Milliarden Mark bei einem Vorsteuergewinn von etwa 400 Millionen Mark. Den gemeinsamen TV-Marktanteil von aktuell 24,5 Prozent wollen die vier Sender ausbauen. An der Börse führten die Ankündigungen zu einem Kursanstieg der im M-Dax notierten Papiere von ProSieben.

In einem Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Rohner, es handele sich bei dem Zusammenschluss nicht um eine Übernahme von Sat 1 durch ProSieben, sondern um eine Verschmelzung. Keiner der beiden Sender werde die alleinige Führung haben. "Jeder Sender-Chef muss das Gefühl haben, dass sein Sender führend ist", erklärte der ProSieben-Chef. Mit vier Sendern unter einem Dach sei nun die Aufgabe, in den nächsten zwölf Monaten die Sender zusammenzuführen. "Neue Sender sind deshalb kein Thema." Man werde vermeiden, dass Sat 1 und ProSieben mit den Programmen direkt gegeneinander antreten. Die Vermarkter würden juristisch schnell zusammengelegt, die operative Zusammenarbeit werde länger brauchen.

tmh

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