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Im Hörsaal. An der TU Berlin können Ältere auch ohne Abitur studieren.

© dpa-tmn

Seniorenstudium: Aus Spaß an die Uni

55 000 Ältere studieren inzwischen an deutschen Hochschulen. Senioren lernen in Zertifikatsstudiengängen.

Monika Stadtmüller ist seit 2011 Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Hannover. Seit vier Jahren studiert die fast 70-Jährige an der Leibniz-Universität Kulturwissenschaften: Im Hauptfach Politik, mit dem Schwerpunkt europäische Gesundheitspolitik, und im Nebenfach Geschichte. „Ich brauche das Studium nicht mehr zum Leben, ich mache das zum Spaß“, erklärt Stadtmüller. Es sei spannend sich mit etwas zu beschäftigen, für das man früher keine Zeit gehabt habe. Für sie ist es zwar das erste Zertifikatsstudium für Senioren, aber schon das dritte in ihrer akademischen Laufbahn.

Stadtmüller ist eine von 55 000 Seniorenstudenten in ganz Deutschland. Das Zertifikatsstudium ist für Menschen ab 50 Jahren nur eine Möglichkeit, ohne Abitur an die Universität zu gehen. Elf Universitäten in ganz Deutschland bieten zurzeit diese Art Seniorenstudium an, Tendenz steigend. „Es ist ein Mittelding aus Gasthörer- und Vollzeitstudium“, erklärt Jochen Schneider vom Akademischen Verein der Senioren Deutschlands (AVDS).

Während Senioren in einem Gasthörerstudium jedes Semester neu beginnen, bauen die Veranstaltungen des Zertifikatsstudiums aufeinander auf. Studenten müssen Prüfungen schreiben oder Vorträge halten. Um das Zertifikat zu erhalten, schreiben Senioren eine abgespeckte Bachelorarbeit. Der Nutzen des Zertifikats ist laut Schneider aber nicht genau definiert: „Man kann es in ehrenamtlichen, nebenberuflichen oder politischen Bereichen gebrauchen.“ Der Aufbau und die Kosten für das Studium sind von Uni zu Uni verschieden. Das Zertifikatsstudium von Monika Stadtmüller dauert mindestens fünf Semester. Pro Semester zahlt sie 120 Euro Studiengebühren.

Auch das Berliner Ausbildungsmodell für nachberufliche Aktivitäten (BANA) an der TU Berlin bietet Menschen ab 45 Jahren die Möglichkeit, sich ohne Abitur Fachwissen an der Universität anzueignen. „Es geht dabei um die generelle Förderung von bürgerschaftlichem Engagement“, erklärt Elke Beyer, Leiterin des Seniorenstudiengangs, die Ziele des BANA. Die meisten Studenten seien bereits in Vereinen und Projekten aktiv, und möchten ihr Wissen vertiefen. Das Studium dauert vier Semester und kostet im Semester 60 Euro an Studiengebühren. Entwickelt wurde das Modell im Jahr 1985.

Mit Blick auf den demografischen Wandel müssten sich die Universitäten für Senioren weiter öffnen und so Bildungsbarrieren überwinden. „Beim Intergenerationslernen geht es darum, von-, über- und miteinander zu lernen“, meint Elke Beyer. dpa

Annabell Brockhues

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