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Wirtschaft: SERIE: ABGESTÜRZT (5)

Die Landeshauptstadt Stuttgart, meinte Oberbürgermeister Wolfgang Schuster diese Woche, müsse Rolf Deyhle für seine mutige Investitionsentscheidung zugunsten Möhringens dankbar sein.In dem Stuttgarter Stadtteil, gleich neben der Konzernzentrale von Daimler-Benz, hat der 60jährige Unternehmer Anfang der 90er Jahre ein marodes Hochhaus-Hotel in eine Vergnügungslandschaft umgebaut.

Die Landeshauptstadt Stuttgart, meinte Oberbürgermeister Wolfgang Schuster diese Woche, müsse Rolf Deyhle für seine mutige Investitionsentscheidung zugunsten Möhringens dankbar sein.In dem Stuttgarter Stadtteil, gleich neben der Konzernzentrale von Daimler-Benz, hat der 60jährige Unternehmer Anfang der 90er Jahre ein marodes Hochhaus-Hotel in eine Vergnügungslandschaft umgebaut.Neben mittlerweile zwei Musical-Theatern investierte Deyhle in Kneipen, Restaurants, eine Luxus-Herberge und eine riesige Bäderlandschaft.Die Stadt Stuttgart war damals heilfroh, daß aus dem verlotterten Komplex eine neue Touristenattraktion entstehen würde.

Die Rechnung ging zunächst auf: Das Musical "Miss Saigon" boomte, die Kneipen waren so gut besucht, daß die Anwohner in Möhringen über zugeparkte Gehwege klagten.Damit noch nicht genug: Deyhles Musicalfirma Stella breitete sich in ganz Deutschland aus.Auch im Geschäft mit Golfplätzen schien Deyhle Fuß gefaßt zu haben.Darüber hinaus produzierte der umtriebige Unternehmer Kinofilme wie "JFK" und baute zusammen mit dem Kinounternehmer Joachim Flebbe die Filmtheaterkette "Cinemaxx" auf.Auch bei der Berliner Deutsche Entertainment AG hatte Deyhle die Finger im Spiel: Die Deyhle Holding war mit 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt.Zuletzt hatte Deyhles Stella AG noch 13 Prozent der Aktien gehalten, die seit Ende Juli aber in den Händen der Inhabergruppe um Peter Schwenkow liegen.Dazu schien der Glanz der Kunst auf den ehemaligen Finanzbeamten: Seine Sammlung wurde mit 450 Mill.DM beziffert.

Mit den Erfolgsmeldungen aus dem Hause Deyhle ist es freilich schon seit einiger Zeit vorbei.Die Nachrichten von der Mitte der Woche, daß sich der Unternehmer auch aus seiner Immobilienfirma zurückziehe, kamen deshalb kaum überraschend.Bereits im Frühjahr war Deyhle in die Schlagzeilen geraten, als er einen Anteil an der Stella AG an die Landeskreditbank Baden-Württemberg verkaufte, um dringend benötigtes Geld in die Kassen zu bekommen.Zur Absicherung der Transaktion forderte das Institut jedoch eine Landesbürgschaft, die unter Parlamentarieren im Südwesten heftig umstritten war, letztlich aber gewährt wurde.

Inzwischen hat Deyhle in den großen Geschäftsbereichen seines verschachtelten Unternehmens offenbar nichts mehr zu sagen.Beim Musicalunternehmen Stella AG bestimmt ein Treuhänder im Auftrag der Banken das Geschehen.20 Prozent der Aktien sollen an die Anleger des Stuttgarter Dreiländer-Fonds übertragen werden.Die Fondsanleger stimmen derzeit über die Transaktion und eine damit verbundene Mietreduzierung für Stella ab.In der Instag Immobilien AG, in der die Deyhle-Gruppe ihre Immobilieninteressen gebündelt hat, scheint der Einfluß Deyhles zu Ende zu gehen.Liquiditätsprobleme hatten die Firma in jüngster Vergangenheit arg in Bedrängnis gebracht.Die Instag ist neben großen Anlagen in Frankreich und Freiburg auch in dem Golf- und Wohnpark Stolper Heide in Berlin engagiert.

Das Projekt in der Hauptstadt soll einer wichtigsten Auslöser der Finanzmisere von Deyhle sein.Der war ferner unter anderem mit 70 Prozent an der Deutsche Golf GmbH (DG) beteiligt - und die Instag-Vorstände sind Mitgesellschafter.Das Unternehmen hat bisher drei Anlagen betrieben.Jetzt drehten die Bankmanager der Firma allerdings den Geldhahn zu - die betroffenen Golfklubs sollen die Anlagen selbst übernehmen.Auch die Filmaktivitäten hat Deyhle inzwischen abgegeben.Der Abgang des einstigen Musicalkönigs scheint nicht mehr zu stoppen.

JOACHIM HOFER

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