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Wirtschaft: SERIE: VISIONEN FÜR BERLIN (4) - Hauptstadt der Kreativen

Berlin sollte alles tun, um sich kreative Geister in die Stadt zu holenVON LOTHAR SPÄTHDenkt man an Berlins Zukunft, kommt einem sofort mehreres in den Sinn.Berlin, die Hauptstadt, die Dienstleistungsmetropole, die Kunst-, Kultur- und Medienstadt, um nur ein paar wenige Aspekte von dem zu nennen, was im Werden begriffen ist.

Berlin sollte alles tun, um sich kreative Geister in die Stadt zu holenVON LOTHAR SPÄTH

Denkt man an Berlins Zukunft, kommt einem sofort mehreres in den Sinn.Berlin, die Hauptstadt, die Dienstleistungsmetropole, die Kunst-, Kultur- und Medienstadt, um nur ein paar wenige Aspekte von dem zu nennen, was im Werden begriffen ist.Berlin ist die Stadt der Zukunftsentwürfe in einem Land, das solche in der Tat auch dringend benötigt. Was läge da näher, als den Innovations- und Technologiestandort ebenfalls zum Kernbestand der Berliner Visionen hinzuzurechnen.Denn - was nur wenigen bewußt ist - Berlin ist eines der bestausgebauten Wissenschaftszentren in Deutschland.Im ehemaligen Westteil der Stadt ist das wenig zutage getreten.Denn für echte Spitzentechnologien fehlten die industriellen Partner.Von Ausnahmen abgesehen dominierte die Low- und Middle-Tech-Produktion, und demgemäß war die industrienahe Forschung nur schwach entwickelt.Anders sah es im früheren Ost-Berlin aus, wo sich die wirtschaftsnahe Forschung der DDR seit jeher konzentrierte.Doch der Großteil der industriellen Kapazitäten hatte nach der Wende keinen Bestand, und so blieb die Neuorientierung auch den Forschungseinrichtungen nicht erspart.Die Berliner Wissenschafts-Landschaft ist also in Bewegung gekommen.Die Straffung der Strukturen und eine stärkere Profilierung in Richtung Wirtschaft lassen künftig kräftige Impulse für Berlins Zukunft erwarten.Gerade im Technologiesektor haben sich attraktive Zentren mit überregionaler Ausstrahlung formiert.Zu nennen ist hier insbesondere Adlershof, wo aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR ein dynamischer Technologiepark hervorgegangen ist.Vier Innovationsbereiche für Umwelttechnik, Informatik, Photonik und Systemtechnologie sind dort bereits beheimatet.Weitere solcher Technologieschmieden sind das Max-Delbrück-Zentrum in Buch mit dem benachbarten Wissenschafts- und Technologiepark für High-Tech-Firmen, der Innovationspark Wuhlheide mit 120 technologieorientierten Firmen und das im Bau befindliche Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie, das sich vor allem auf Mikrosystemtechnik und Optoelektronik spezialisiert.Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.Und noch etwas fällt mir auf.Zukunftstechnologien und die neuen modernen Dienstleistungen bedürfen kreativer Menschen.Deren Fähigkeiten entwickeln sich am besten in einem Klima, das durch Vielfalt zum Experiment anregt.Ich kenne keine Stadt, die geeigneter ist, experimentierfreudig die Zukunft vorzuleben.Berlin - hier meine ich Politik und die gesellschaftlichen Gruppen - sollte alles tun, um die kreativen und experimentierfreudigen Geister in die Stadt zu holen.Zukunftskongresse und Symposien erscheinen mir als ein geeigneter Weg, um Berlin als ideales Forum für all jene bekanntzumachen, die über die europäische Zukunft in einer globalen Welt nachdenken.Aus all diesen Gründen bin ich zuversichtlich, daß meine Berliner Vision der weltoffenen Zukunftsstadt keine Utopie ist, sondern daß Berlin eine Vorreiterrolle im Aufbruch Deutschlands ins 21.Jahrhundert spielen wird.Denn dynamische Unternehmer fühlen sich dort wohl, wo Aufbruchstimmung herrscht, wo kulturell, wissenschaftlich und technologisch neue Wege erprobt werden.Berlin ist dazu prädestiniert, ein solcher Ort zu werden, an dem die Kreativen einander befruchten und vorantreiben.Lothar Späth ist Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG und früherer Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

LOTHAR SPÄTH

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