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App-Entwicklung: Service für Mobile

Anwendungen für das Smartphone werden immer beliebter. Wie man sich zum App-Entwickler weiterbildet.

Programmiert hat David Hagemeister schon immer gerne. Der 33-Jährige ist ausgebildeter Mediengestalter und arbeitet als Web-Designer für eine Werbeagentur. Auf die Idee, auch Applikationen, sprich Anwendungen für Smartphones, zu entwerfen, kam Hagemeister im Gespräch mit Kollegen. „Viele nutzen solche Apps mit Begeisterung“, erzählt er, „häufig haben sie aber auch Wünsche und Ideen, was man noch verbessern könnte“. Also recherchierte Hagemeister im Internet, las Anleitungen zum Thema App-Entwicklung. „Mit den Online-Tutorials kam ich aber nicht so gut voran, die sind oft sehr kurz gehalten.“ Um seine Kenntnisse zu vertiefen, entschied er sich für einen sechswöchigen Kurs in einer Berliner Weiterbildungseinrichtung. Bei „future Training & Consulting“ in der Spandauer Siemensstadt lernt David Hagemeister derzeit, wie man Software für das iPhone entwickelt. „Ich möchte meinen Horizont erweitern und meinen Marktwert steigern“, sagt er.

In Deutschland steigt die Nachfrage nach App-Entwicklern, denn das mobile Internet boomt. „Jedes dritte verkaufte Handy ist heute ein Smartphone“, sagte Friedrich Joussen vom IT-Branchenverband Bitkom. Nach einer Bitkom-Prognose wird der Smartphone-Absatz in diesem Jahr um 36 Prozent auf 10,1 Millionen Stück steigen. Mit der zunehmenden Verbreitung der mobilen Alleskönner wächst auch die Nachfrage nach passender Software. Schon 2010 luden deutsche Handy-Nutzer rund 900 Millionen Anwendungen auf ihre Mobiltelefone herunter, schätzt Bitkom. 2011 dürfte sich diese Zahl noch einmal kräftig erhöhen. Ob als Terminplaner, Navigationshilfe, Kalorienzähler, Lernprogramm oder Spiel für zwischendurch, die wenige Euro teuren oder gar kostenlosen Apps gibt es mittlerweile für so ziemlich jeden Lebensbereich.

Wer eigene Apps entwickeln möchte, ob als Freiberufler oder Angestellter, kann sich das nötige Wissen auf verschiedene Art aneignen. So bieten die Hersteller von Smartphone-Betriebssystemen sogenannte Software Development Kits an. Mit diesen „Werkzeugkoffern“ lassen sich Apps auf eigene Faust erstellen – vorausgesetzt, man beherrscht die jeweilige Entwicklersprache. Beim iPhone-Betriebssystem ist das Objective-C, während Android-Smartphones vorwiegend mit Java und XML programmiert werden. Für Programmier-Neulinge ist der Lernaufwand natürlich höher als für jene, die schon seit Jahren mit anderen Entwicklersprachen arbeiten. In beiden Fällen kann ein Präsenz-Workshop sinnvoll sein. „Hier im Kurs haben wir einen Tutor mit 30 Jahren Programmiererfahrung“, berichtet David Hagemeister. Direktes Feedback und Praxisbezug helfen den Kursteilnehmern, ihr Wissen schnell zu vertiefen.

Bundesweit gibt es mittlerweile eine ganze Reihe vorwiegend privater Bildungsanbieter, die Smartphone-Programmiersprachen unterrichten. Das Angebot für Berlin ist dagegen noch recht überschaubar: In der Weiterbildungsdatenbank des Landes findet sich zum Thema App-Entwicklung gerade mal eine Handvoll Kursveranstalter. Die meisten Workshops sind im letzten halben Jahr entstanden oder starten in diesem Frühjahr, die Tendenz zeigt deutlich nach oben. So bietet die Medienakademie Cimdata seit kurzem Kurse zu Apps-Entwicklung an. „Die Teilnehmer lernen das Programmieren hier von der Pike auf“, sagt Dozent Andreas Theis. „Einige haben zwar schon Vorkenntnisse, der Kurs ist aber auch für absolute Anfänger geeignet.“

Im ersten Monat macht Theis die Teilnehmer mit den Grundlagen vertraut. Der ebenfalls einmonatige Aufbaukurs vertieft diese Kenntnisse dann. In der gesamten Weiterbildung wird großen Wert auf Praxisbezug gelegt: „Pro Monat entstehen im Kurs etwa 20 bis 25 Apps“, erzählt Andreas Theis. „Das geht los beim simplen Tic-Tac-Toe-Spiel und reicht bis zur Geo-Anwendung mit GPS-Unterstützung.“ Die Teilnehmer lernen, Kartenmaterial von Google mit Positionsdaten anzureichern oder eine App zu programmieren, die Handy-Videos mit Spezialeffekten versieht. „Auch Apps für das iPad werden immer interessanter“, sagt Theis.

So sehen laut einer Studie der Dienstleister-Vermittlungsplattform twago.de die Verdienstmöglichkeiten für App-Entwickler derzeit gut aus. „Der Trend der steigenden Nachfrage nach Experten für die Entwicklung von iPhone- und iPad-Apps schlägt sich auch in deren Stundenlöhnen nieder“, sagt twago.de-Chef Gunnar Berning. „Sie betragen derzeit durchschnittlich 56,50 Euro.“

Clemens Fetzer vom Entwickler-Netzwerk makingapps.de setzt höher an: "Das geht bis in den niedrigen dreistelligen Bereich." Häufig würden Entwickler eine Auftragsarbeit auch zu einem Pauschalpreis erledigen, so Fetzer. Der Stundenlohn hänge dann vom Aufwand ab. Grundsätzlich stehen angehende App-Entwickler vor der Frage, auf welches Betriebssystem sie setzen sollen. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab – einer ist der Marktanteil.

Laut einer deutschlandweiten Untersuchung des Marktforschungsunternehmens ComScore lag Nokia mit seinem Betriebssystem Symbian im Herbst 2010 an der Spitze. Platz zwei belegte das iPhone vor Windows Mobile und Android. Allerdings befindet sich der Smartphone-Markt im Umbruch. Mitte Februar kündigte Microsoft einen Pakt mit Nokia an: Das Betriebssystem Windows Phone 7 soll künftig auf Smartphones des finnischen Herstellers laufen. Experten sind uneins, ob sich die neue Allianz auf Dauer gegen das stabile iPhone-Betriebssystem und das rapide wachsende Android durchsetzen kann.

Eine Studie des Freiberufler-Portals Gulp.de ergibt eine besonders hohe Nachfrage nach Android-Spezialisten. Zugleich sind freiberufliche iPhone-Betriebssystem-Experten im Gulp.de-Verzeichnis mit 60,2 Prozent besonders stark vertreten. Immer gefragter werden auch Entwickler von Web-Apps: Programme, die auf jedem Smartphone laufen.

Die meisten Bildungsträger bieten App-Entwicklerkurse zwischen einer Woche und zwei Monaten Dauer. Im April kommt in Berlin ein zwölfmonatiges Ausbildungsangebot hinzu, das sich speziell an arbeitssuchende Frauen richtet. Veranstalter des Workshops ist die gemeinnützige Bildungsgesellschaft „Kopf, Hand und Fuß“ in der Hardenbergstraße, finanziert werden die Kurse per Bildungsgutschein. „Wichtig ist, dass die Teilnehmerinnen schon Computerkenntnisse besitzen“, sagt Stefanie Trzecinski, Geschäftsführerin von „Kopf, Hand und Fuß“. Programmierkenntnisse seien aber nicht notwendig. „Die Ausbildung konzentriert sich auf Windows Phone 7, weil es dafür eine gesteigerte Nachfrage gibt“, so Trzecinski. Neben der Programmierung in C-Sharp stünden auch Konzept, Design, Projektmanagement und ein Bewerbungstraining auf dem Programm.

„Ziel ist, dass die Absolventinnen in der App-Entwicklung berufstätig werden können, sei es als Entwicklerin, als Projektmanagerin oder Kundenbetreuerin.“ In der zweiten Hälfte des Workshops werden die Teilnehmerinnen auch eine Smartphone-Anwendung für die Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf entwickeln. Zum Beispiel eine Anwendung, die hilft, mit dem Rauchen aufzuhören.

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