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Wirtschaft: Sharp hilft Loewe aus der Not

Japaner geben Fernsehhersteller Kapitalspritze

München - Der japanische Elektronikkonzern Sharp wird seine Beteiligung an dem verlustreichen Fernsehgeräte-Hersteller Loewe deutlich aufstocken und mit einer millionenschweren Kapitalspritze die Sanierung des Unternehmens vorantreiben. Allerdings hat Sharp kein Interesse an einer Mehrheitsübernahme. „Wir haben keine Pläne, die Mehrheit bei Loewe zu übernehmen“, hieß es bei den Japanern. Spekulationen an der Börse auf eine Übernahme durch Sharp gingen nicht auf, die Loewe-Aktie stürzte am Donnerstag um fast elf Prozent auf 6,59 Euro ab.

„Wir erhalten Rückenwind für den eingeleiteten Turnaround mit dem Ziel, Loewe schnellstmöglich wieder profitabel zu machen“, sagte Loewe-Chef Rainer Hecker am Donnerstag in München. Loewe, einer der letzten Fernsehhersteller Deutschlands, hat den Trend am Markt zu Flachbildschirmen verpasst und ist deshalb tief in die roten Zahlen gerutscht. In den ersten neun Monaten 2004 wies Loewe bei einem Umsatz von 177,4 Millionen Euro einen operativen Verlust von 23,1 Millionen Euro aus. 240 der rund 1300 Mitarbeiter wurden bereits entlassen.

Loewe werde im Zuge einer Kapitalerhöhung bis zu 2,8 Millionen neue Aktien ausgeben, teilten die Franken mit. Die bisherigen Gesellschafter könnten neue Aktien zu 6,50 Euro pro Stück beziehen. Die Zeichnungsfrist läuft vom 15. bis zum 30. Dezember. Sharp hat sich verpflichtet, bis zu 2,3 Millionen eventuell nicht bezogener Aktien zu übernehmen. Dadurch würden die Japaner ihre Beteiligung an dem Unternehmen auf bis zu 29 Prozent aufstocken. Durch die jetzige Kapitalerhöhung sollen den Kronachern mindestens 15 Millionen Euro zufließen. Mit der Aufstockung seiner Anteile wird Sharp zum größten Aktionär bei Loewe. Im Juni waren die Japaner bei Loewe eingestiegen und hatten einen Anteil von 8,9 Prozent übernommen.

Loewe und Sharp haben zusätzlich vereinbart, die Partnerschaft im operativen Geschäft auszubauen und im Januar 2005 ein gemeinsames europäisches Entwicklungszentrum zu gründen. Zudem wird Loewe von Sharp Produktionsaufträge für großformatige Flachbildschirmgeräte erhalten. Bereits 2005 soll Loewe 60000 solcher Geräte für Sharp produzieren – ein Auftragsvolumen von 50 Millionen Euro. Im Gegenzug wird Loewe von Sharp kleinformatige Flachbildschirm-Fernseher beziehen.

Der harte Konkurrenzkampf in der Unterhaltungselektronik zwingt die Branche zu Kooperationen und Zusammenschlüssen. Zuletzt hatten der türkische TV-Gerätehersteller Beko und der britische Elektronikhändler Alba das Kerngeschäft von Grundig übernommen. Bereits 2002 hatte der Hongkonger Konzern TCL Teile der insolventen Schneider Rundfunkwerke übernommen.

Nicole Huss

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