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Wirtschaft: Sicherheit geht Bahn-Chef Ludewig über alles

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die ICE-Katastrophe von Eschede war für die Bahn zwar ein beispielloser Einschnitt.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die ICE-Katastrophe von Eschede war für die Bahn zwar ein beispielloser Einschnitt.Trotzdem ist Bahnchef Johannes Ludewig aber vom Vertrauen der Kunden in die Bahn überzeugt."Sie haben uns nach Eschede die Treue gehalten." Im ersten Quartal 1999 habe der Personenverkehr zugenommen, Umsatz und Passagierzahlen seien um drei bis fünf Prozent gestiegen.Trotz der jüngsten Unfallserie sei die Bahn sicher.

"Die Sicherheitsstandards halten jeden Vergleich zu anderen Verkehrssystemen stand.Der Schienenverkehr hat eine anerkannte Spitzenposition", betont er elf Monate nach der Katastrophe.Gleichwohl werde die Bahn weiter alles tun, um noch sicherer zu werden.Insgesamt rund zehn Mill.DM wird die Bahn an die Hinterbliebenen und an die Verletzten der ICE-Katastrophe überweisen.Allerdings ist die Summe noch nicht endgültig, weil noch nicht alle Ansprüche geklärt sind."Der Betrag ist nach oben offen", betonte Otto Ernst Krasney, der von der Bahn eingesetzten Ombudsmann für die Betroffenen.Dazu kommen noch einmal rund fünf Mill.DM für psychosoziale Betreuung der Verletzten und ihrer Familien, die sich nach Einschätzung von Ludewig über eine ganze Reihe von Jahren hinziehen wird.

Seit Dezember versuchen Psychologen den Überlebenden und Angehörigen zu helfen."Die Bahn kann das Geschehene nicht wiedergutmachen.Aber man kann sich der Situation stellen", sagte Ludewig.Deshalb habe die Bahn als erstes Unternehmen, das von einem solchen Unglück betroffen ist, einen unabhängigen Ombudsmann eingesetzt und erstmals eine psychosoziale Betreuung organisiert.Nach Einschätzungen von Krasney ist es bislang offenbar gelungen, für die einzelnen Betroffenen befriedigende Lösungen zu finden.Bisher gebe es jedenfalls noch keine Klage.Aber natürlich, so Ludewig, habe es in Einzelfällen Fehler und Ungeschicklichkeiten der Bahn gegeben."Aber das sind Ausnahmen, nicht die Regel."

Zur Schuldfrage und dem Stand der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft wollte sich Ludewig nicht äußern, um den Mitarbeitern die Chance auf ein faires Verfahren zu erhalten.Aber man unterstütze die Ermittler bei der Aufklärung.Die Bahn selbst hat in der Woche nach dem Unfall eine Überprüfungskommission Sicherheit eingesetzt.Sie soll das Sicherheitssystem der Bahn fortschreiben und unabhängig von Eschede optimieren.Zu den konkreten Maßnahmen gehören der Austausch der gummigefederten Radreifen gegen Vollräder an allen ICE-1-Zügen, eine häufigere Ultraschallüberprüfung der Räder oder, wenn möglich, der Verzicht auf Brücken oder Tunnels bei Neubaustrecken.All das, so Ludewig sei nur ein Auszug und eine Zwischenbilanz konkreter Maßnahmen.Die Arbeit der Kommission gehe weiter.Sicherheit sei für die Bahn oberstes Prinzip, dabei nehme man bewußt auch Umsatzeinbußen in Kauf."Sicherheit ist der Ast auf dem wir sitzen", betonte der Bahn-Chef.Die jüngste Unfallserie sei kein Beleg für Sicherheitsmängel.Die Zahl der Unfälle bei der Bahn sei rückläufig."Im März 1999 hat es weniger Unfälle gegeben als im März 1998", sagte Ludewig.

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