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Aus und vorbei. Osamu Suzuki verkündet am Montag in Tokio das Ende der Allianz mit Volkswagen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Sie passen nicht zusammen

Nach wenigen Jahren endet die Partnerschaft von VW und Suzuki / Streit um Motoren von Fiat

Tokio/Hamburg - Was für ein Kontrast: Zum Start des Genfer Autosalons Anfang März 2010 demonstrierten Volkswagen und Suzuki noch ihre engen Bande. Die Wolfsburger holten zum Start ihrer Show Firmenchef Osamu Suzuki auf die Bühne. Es sei eine „Ehre, hier sprechen zu dürfen“, sagte Suzuki, um gleich darauf den Kern der Partnerschaft ohne Pathos anzusprechen. In der Autoindustrie sei der Wettbewerb sehr hart. „Jeder versucht zu überleben“, sagte der Industrielle aus Asien. „In dieser schweren Zeit dachte ich, ich brauche einen Partner.“ Angesichts unterschiedlicher Sprachen und Kulturen solle die gemeinsame Leidenschaft für das Auto, „von Herz zu Herz das Vertrauen festigen“.

Zum Start der Internationalen Automobilausstellung heute in Frankfurt am Main kann davon keine Rede mehr sein. Suzuki kündigte an, die Ende 2009 geschlossene Kooperation mit den Deutschen beenden zu wollen. VW solle den Anteil von 19,9 Prozent an Suzuki an die Japaner verkaufen. Über das Verhalten der Japaner dürfte sich die VW-Spitze zwar tüchtig ärgern, aber nach außen beschwichtigt Wolfsburg. Der Konzern wolle an der Kooperation festhalten. Nach der heutigen Offensive von Suzuki ist das wenig realistisch. Vorangegangen war ein wochenlanger Streit um die Ausgestaltung der Allianz.

„Das ist kein kleiner Schlag für Volkswagen. Die Kleinwagenkompetenz wird immer wichtiger, das größte Wachstum weltweit findet im Kleinwagenbereich statt“, sagte Autoprofessor Stefan Bratzel, Chef des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Im Dezember vor zwei Jahren hatten die VW-Bosse Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn in Tokio den Kauf der Anteile für 1,7 Milliarden Euro mit Osamu Suzuki als wichtigen strategischen Schritt gefeiert. Dem von Chefaufseher Piëch auf Spitzentechnologie getrimmten VW-Konzern fehlt eine profitable Antwort auf die Nachfrage nach günstigen Einstiegsautos in Schwellenländern wie Indien. Dort verkauft das halbstaatliche Joint-Venture Maruti Suzuki fast die Hälfte aller Autos. Der VW-Chef hoffte auf günstige Achsen, Getriebe und Motoren für Kleinwagen wie den auf der IAA debütierenden Up.

Doch für Suzuki dürften die Folgen noch gravierender sein. Die Japaner haben zuletzt zwar 2,7 Millionen Autos gebaut, ihnen fehlen aber teure Schlüsseltechnologien wie verbrauchsarme Motoren und vor allem alternative Antriebe. „Suzuki braucht mittelfristig unbedingt einen neuen Partner“, sagte Bratzel.

Eigentlich sollte VW diese Lücken bei Suzuki füllen. Doch schon nach wenigen Monaten der Kooperation trat Ernüchterung ein. „Die Japaner wollen alles wissen, sind aber selber sehr zurückhaltend“, hieß es in Wolfsburg. Dagegen soll Suzuki-Boss Osamu Suzuki sich zunehmend darüber geärgert haben, von den Deutschen als Juniorpartner behandelt worden zu sein.

Hinter vorgehaltener Hand deuteten die VW-Manager an, beim Abgang des 1930 geborenen Suzuki nach der Mehrheit zu streben. Einmal mehr zeigte sich, dass Piëchs Konzern zwar erfolgreich Autobauer wie Skoda aus Tschechien übernehmen, aber nur schlecht gleichberechtigte Kooperationen managen kann, wie es sich in früheren Jahren bereits in der Zusammenarbeit mit Toyota und Chrysler gezeigt hat. „Die Beziehung war von Anfang an gestört“, meint Christopher Richter, Analyst bei CLSA in Tokio. Winterkorn sprach von „unterschiedlichen kulturellen Mentalitäten“. Am Sonntag teilte VW mit, Suzuki gegenüber formal den Bruch des Kooperationsvertrages angezeigt zu haben. Die Wolfsburger setzten ihrem Partner „eine mehrwöchige Frist“, um „diesen Sachverhalt zu korrigieren“. Stein des Anstoßes ist ein Auftrag der Japaner für Dieselmotoren an den VW-Rivalen Fiat. VW beruft sich laut Branchenkreisen auf Regelungen im Kooperationsvertrag, dass die beiden Autobauer gegenseitig ein letztes Angebot bei der Lieferung von Schlüsselkomponenten einholen. Dagegen hat Suzuki aus VW-Sicht verstoßen. Die Japaner wiesen das am Montag vehement zurück, fühlen sich brüskiert. Auf einer außerordentlichen Vorstandssitzung soll Osamu Suzuki dann entschieden haben, den letzten Schritt der Auflösung zu gehen. HB

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