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Siemens: "Die Verabschiedung Kleinfelds war keine Ruhmestat"

Christian Strenger, Mitglied der Regierungskommission "Corporate Governance", spricht mit dem Tagesspiegel über das Vorgehen bei der Ablösung Kleinfelds.

Berlin - Die Art und Weise, wie die Ablösung von Klaus Kleinfeld als Siemens-Chef vorbereitet wurde, wird von Strenger scharf kritisiert. "Die Verabschiedung von Kleinfeld war keine Ruhmestat - für keinen der Beteiligten", sagte Strenger dem "Tagesspiegel". "Die Vorbereitung solcher Entscheidungen gehört in das Aufsichtsratspräsidium und nicht in die Öffentlichkeit."

Aber auch Kleinfeld hätte sich entspannter verhalten können, sagte Strenger, Aufsichtsrat der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS. "Es ist doch beachtlich, was er unter enormem Druck geschäftlich geschafft hat." Wenn Kleinfeld sich, wie er sagt, in der Korruptionsaffäre nichts vorwerfen müsse, hätte er einer späteren Vertragsverlängerung zustimmen sollen. "Mit der Zusage, sofort zurückzutreten, wenn Wesentliches an ihm hängen bliebe, hätte er auch aus Sicht der US-Börsenaufsicht Siemens-Chef bleiben können", sagte der Corporate-Governance-Experte.

"Gewerkschaften haben zu großes Gewicht"

Insgesamt würden Aufsichtsräte eine wichtigere Rolle bei deutschen Firmen spielen, sagte Strenger. Das sei auch so gewollt, "zumal bei Personalentscheidungen von großer strategischer Bedeutung". Strenger betonte: "Viele Aufsichtsräte verstehen zunehmend, dass sie eine Menge Pflichten haben. Statt nur im Geschäftsbericht zu stehen und regelmäßig zweistündige Sitzungen mit anschließendem Essen wahrzunehmen, herrschen inzwischen andere Gepflogenheiten." Das habe auch mit den strengeren Haftungsregeln im Aktiengesetz zu tun. "Es ist also Besserung zu verzeichnen."

Kritisch äußerte sich der Corporate-Governance-Experte zur Mitbestimmung: "Auch Siemens zeigt, dass die Gewerkschaften weiterhin ein zu großes Gewicht in den Aufsichtsräten haben. Es führt dazu, dass schwache Vorstände sich mit den Arbeitnehmern arrangieren, um wiedergewählt zu werden. Die IG Metall weint Klaus Kleinfeld Krokodilstränen nach. Vorher hat sie im Aufsichtsrat eine Menge getan, um den zupackenden Vorstandschef abzusägen." (Tsp)

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