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Viel Wind. Aufträge über 1,2 Milliarden Euro konnte Siemens mit Offshore-Windanlagen im zweiten Quartal gewinnen. Foto: p-a/dpa

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Siemens: Energiewende beflügelt die Geschäfte

Erfolge in der Welt, Enttäuschung in Berlin: Der Siemens-Konzern kann Auftragseingang und Umsatz kräftig steigern und hebt die Gewinnprognose an.

Berlin - Siemens gehört ganz klar zu den Profiteuren der Energiewende – weil jetzt neue Kraftwerke, Windräder und Stromnetze gebaut werden. Allein mit Offshore-Windkraftprojekten konnte das Unternehmen im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres Aufträge für rund 1,2 Milliarden Euro an Land ziehen. Auch der Verkauf seiner Beteiligung am französischen Atomkonzern Areva NP bringt Siemens zusätzliches Geld. Und weil die Geschäfte so gut laufen, hebt das Unternehmen seine Ergebnisprognose für das laufende Jahr auf mindestens 7,5 Milliarden Euro an. „Siemens ist auf Wachstumskurs“, sagte Vorstandschef Peter Löscher in einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen profitiere dabei sowohl von der Dynamik in den Schwellenländern als auch vom Wachstum in Deutschland.

Gelingt es Siemens, das Ergebnis im Geschäftsjahr, das am 30. September endet, auf mindestens 7,5 Milliarden Euro netto zu steigern, wäre dies ein Plus von 75 Prozent im Vergleich zu den 4,3 Milliarden Euro, die der Konzern 2010 verdiente. In der neuen Prognose sind die Ergebnisse der verlustträchtigen und verkauften IT-Sparte SIS ebenso nicht mehr enthalten wie die der Lichttochter Osram, die im Herbst an die Börse gehen soll. Optimistisch stimmt die Konzernspitze vor allem die Energie-Sparte, wo die Auftragseingänge zwischen Januar und März um 51 Prozent in die Höhe schnellten.

In der Industrie-Sparte ragte die Verkehrstechnik (Mobility) heraus. Dank des in der vergangenen Woche verkündeten Auftrags der Bahn für neue Hochgeschwindigkeitszüge werde Siemens im Sommer den größten Auftrag seiner Geschichte verbuchen können, sagte Löscher. Branchenexperten taxieren das Volumen für die zunächst 220 Züge auf rund sechs Milliarden Euro. Die dritte Sparte Gesundheit entwickele sich weiterhin stabil, sagte Löscher. Der Auftragseingang stieg hier um sechs Prozent. Über die neue vierte Sparte Infrastruktur und Städte, die am 1. Oktober ihre Arbeit aufnehmen und rund 81 000 Mitarbeiter haben soll, wollte Löscher nicht viel neues verraten. Die Entscheidung für München als Sitz der neuen Sparte sei unter anderem auch deswegen gefallen, weil diese so leichter auf die Ressourcen der Konzernzentrale zurückgreifen könne.

Insgesamt stieg der Auftragseingang zwischen Januar und März um fast ein Drittel auf 20,7 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 17,7 Milliarden Euro zu. In den vergangenen vier Quartalen steigerte Siemens seine Erlöse somit um durchschnittlich je 7,6 Prozent und blieb damit nur geringfügig hinter dem zum Teil durch Zukäufe realisierten Wachstum der Wettbewerber um 8,4 Prozent zurück. Die wichtigsten Konkurrenten sind General Electric, ABB, Rockwell und Schneider.

Den Gewinn aus fortgeführten Geschäften (also ohne SIS und Osram) konnte Siemens im abgelaufenen Quartal auf knapp 3,2 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Der Zuwachs geht vor allem auf den Erlös aus dem Verkauf der Siemens-Anteile am Reaktorbauer Areva zurück, der das Ergebnis um 1,5 Milliarden Euro erhöhte. Wie Siemens es in Zukunft mit der Atomkraft halten will, dazu schweigt der Konzern hartnäckig, jedenfalls solange das Schiedsverfahren mit Areva noch läuft. Löscher erwartet, dass es noch im ersten Halbjahr beendet sein wird.

Die Erhöhung der Prognose hat die Investoren am Mittwoch nicht beeindruckt. Die Aktie verlor 2,8 Prozent auf 94,62 Euro und war damit so billig wie seit zwei Wochen nicht mehr.

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