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Wirtschaft: Siemens erleidet Schlappe bei Toll Collect Neue Mautsoftware ohne Beteiligung des Konzerns

Berlin - Siemens wird nicht an der Weiterentwicklung der deutschen Mautsoftware beteiligt. Das bestätigte der Betreiber des Systems in Deutschland, Toll Collect, am Donnerstag.

Berlin - Siemens wird nicht an der Weiterentwicklung der deutschen Mautsoftware beteiligt. Das bestätigte der Betreiber des Systems in Deutschland, Toll Collect, am Donnerstag. Die Programme für die neueste Generation der Bordcomputer (Obu II, siehe Kasten) würden von dem Paderborner Softwarehaus OMP allein entwickelt. Siemens-Sprecher Peter Gottal sagte dem Tagesspiegel: „Wir hatten von Anfang an nicht die Ambitionen, als Software-Partner einzusteigen.“

Bei Toll Collect hieß es, es sei immer klar gewesen, dass nur einer – entweder OMP oder Siemens – die Weiterentwicklung zuende führen würde. Aus Zeitgründen hatten beide zunächst zusammen bis Ende 2004 die Grundarchitektur für die Obu-II-Software entwickelt. Spekulationen, es habe Qualitätsmängel bei Siemens gegeben, wies der Siemens-Sprecher zurück. Auch Toll-Collect-Sprecher Harald Lindlar sagte: „Siemens hat die vereinbarten Leistungen erbracht.“

Siemens war bei der Entwicklung des deutschen Mautsystems eingestiegen, nachdem die technischen Probleme im Herbst 2003 so gravierend geworden waren, dass der Start schließlich auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben werden musste. Vor allem erwiesen sich die ersten Obus als nicht funktionsfähig. „Wir sind dann den Bitten aus Wirtschaft und Politik nachgekommen und haben bei der Entwicklung der Obu I geholfen“, sagte der Siemens-Sprecher Gottal, „und einen wesentlichen Beitrag geliefert.“ Eine Beteiligung an dem Konsortium Toll Collect aus Deutscher Telekom, Daimler-Chrysler und dem französischen Mautbetreiber Cofiroute hatte Siemens abgelehnt.

Jetzt ziehe man sich ganz auf die ursprüngliche Rolle zurück – die des Lieferanten der Bordcomputer, sagte Gottal. Das bestellte Kontingent von rund 500000 Geräten sei ausgeliefert worden. Toll Collect werde Obus auch in Zukunft bei Siemens – neben dem weiteren Lieferanten Grundig – kaufen, betonte wiederum Konsortiumssprecher Lindlar. Über das Geschäftsvolumen, das Siemens nun in Zukunft entgeht, weil die auf den Bordcomputern aufgespielte Software nicht mehr aus dem eigenen Unternehmen stammt, machte Gottal keine Angaben.

Das internationale Geschäft sei durch die Entscheidung Toll Collects nicht beeinträchtigt, sagte der Siemens-Sprecher. Der Konzern werde sich an Ausschreibungen in Tschechien und Großbritannien beteiligen. Gottal verwies darauf, dass Siemens bereits in den USA zwei Mautsysteme eingeführt habe – in Seattle und in Utah. Die Systeme, die in Europa angeboten werden, wurden von der österreichischen Siemens-Tochter entwickelt – auf der Basis der Satelliten- und Mobilfunktechnik.

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