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Wirtschaft: Siemens geht auf Einkaufstour

Konzern versucht zum zweiten Mal den österreichischen Konkurrenten VA-Tech zu übernehmen

München - Siemens hat überraschend ein neues Angebot zur Übernahme seines österreichischen Konkurrenten VA Tech abgegeben. War der Technologiekonzern bei der ersten Offerte Anfang September noch auf starken politischen Widerstand gestoßen, schätzt Siemens-Chef Heinrich von Pierer diesmal die Chancen als gut ein. „Der Wind hat sich gedreht“, sagte er am Montag in München. Mittlerweile habe es positive Signale der Regierung und des Managements von VA Tech gegeben. Österreichs Regierung hatte den Siemens-Vorstoß im September als „unerwünscht“ bezeichnet. Am Montag sagte Österreichs Regierungschef Wolfgang Schüssel im ORF nur: „Ich bin dafür nicht zuständig.“

Siemens hat die Österreichische Übernahmekommission jetzt davon unterrichtet, ein Übernahmeangebot für die gesamte VA Tech vorzulegen. Zuvor hatte Siemens mitgeteilt, es habe den Anteil der Victory Industriebeteiligung an VA Tech von etwa 16 Prozent von dem österreichischen Großindustriellen Mirko Kovats übernommen. Der Konzern will sich nun auch die restlichen Anteile der VA Tech sichern und sich an der geplanten Kapitalerhöhung des angeschlagenen Unternehmens beteiligen.

Insgesamt würde sich Siemens die Übernahme rund 840 Millionen Euro kosten lassen. Die finanzielle Last kann der Konzern problemlos schultern: Er verfügt über eine gut gefüllte Kasse mit mehr als zehn Milliarden Euro. „VA Tech und Siemens würden sich ausgezeichnet ergänzen“, begründete von Pierer den erneuten Vorstoß.

VA Tech zählt mit 17500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro zu den größten Technologie- und Serviceunternehmen Österreichs. Der Konzern ist ein international führender Anbieter in Metallurgietechnik, Energieerzeugung, Energieübertragung und -verteilung sowie Infrastruktur. Auch Siemens ist in diesen Geschäftsfeldern aktiv. Der Konzern hofft, über VA Tech verstärkt in die Wachstumsmärkte Mittel- und Osteuropas, den Nahen Osten und Asien einsteigen zu können.

Siemens ist auf eine Einigung mit der österreichischen Regierung angewiesen, weil die über ihre Industrieholding ÖIAG mit 15 Prozent an VA Tech beteiligt und damit der zweitgrößte Aktionär ist. Im September hatte die Regierung noch auf einer österreichischen Lösung bestanden, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. VA-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger sagte, er rechne damit, dass Österreich die Offerte annehmen werde. Eine Stellengarantie für die Mitarbeiter gebe Siemens aber nicht ab. Allerdings muss Siemens um die Zustimmung der Übernahmekommission noch bangen: Nach dem ersten Übernahmeversuch bekam Siemens eine einjährige Sperrzeit verordnet, binnen der der Konzern kein neues Angebot vorlegen darf. Siemens ist jedoch zuversichtlich, eine Verkürzung der Sperrzeit zu erreichen.

Nicole Huss

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