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Der Rückenwind fehlt. Der Konzern hat die Krise 2010 hinter sich gelassen. Nun sucht Siemens-Chef Peter Löscher neue Ziele.

© REUTERS

Siemens: Langsamer nach oben

Siemens hat ein solides Quartal hinter sich – Vorstandschef Löscher rechnet mit weniger Wachstum. Im abgelaufenen Quartal belasteten eine Reihe von Sondereffekten die Bilanz, die sich auch im Ergebnis niederschlagen werden.

Wenn Siemens-Chef Peter Löscher am Donnerstag in München die Quartalszahlen vorstellt, hat er vielleicht schon für eine weitere Amtszeit unterschrieben. Der Aufsichtsrat wolle seinen Vertrag in dieser Woche ein Jahr vor Ablauf vorzeitig um fünf Jahre bis 2017 verlängern, berichtet das „Handelsblatt“. Die Vertragsverlängerung sei unumstritten, erfuhr die Zeitung aus dem Umfeld des Konzerns. Löscher soll auch mit seinem Team weitermachen können: Die Verträge mit Industrievorstand Siegfried Russwurm und Chefjustiziar Peter Solmssen werden ebenfalls verlängert.

Die Auftragsbücher von Siemens sind voll. Dazu trägt unter anderem der Milliardenauftrag der Deutschen Bahn für neue ICE-Züge bei. Doch Löscher wird auch eine Reihe schlechter Nachrichten mitzuteilen haben. Insgesamt jedoch rechnen Analysten mit einem „soliden“ Quartal. „Ich erwarte ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis“, sagt Analyst Bernd Laux von Cheuvreux.

Siemens-Finanzchef Joe Kaeser hatte den Kapitalmarkt bereits Ende Juni vorbereitet, was er nun von Siemens zu erwarten hat: Die Wachstumsraten der vergangenen Quartale wird das Unternehmen in seinen drei Bereichen Industrie, Energie und Gesundheit, nicht mehr erreichen. „Die Geschäfte gehen weiter nach oben, aber die Dynamik lässt nach“, sagt Analyst Laux. Das liegt daran, dass Siemens die Krise bereits Mitte 2010 hinter sich gelassen hat und das Geschäftsniveau im September ein ganz anderes war als noch zu Jahresbeginn. Das macht sich nun in den Wachstumsraten bemerkbar.

Im abgelaufenen Quartal belasteten eine Reihe von Sondereffekten die Bilanz, die sich auch im Ergebnis niederschlagen werden: Da ist zum einen eine Strafzahlung von 650 Millionen Euro an den Atomkonzern Areva für den Ausstieg aus dem Joint-Venture. Zudem teilte Siemens vergangene Woche mit, das Gemeinschaftsprojekt mit dem Rhön-Klinikum in der Partikeltherapie zur Krebsbehandlung zu begraben. Laux rechnet mit Abschreibungen in Höhe von 300 Millionen Euro, wobei ein Großteil dieser Summe bereits abgeschrieben worden sei.

Mit Spannung werden auch Aussagen zu dem im Herbst geplanten Börsengang der Lichttechnik-Tochter Osram erwartet. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ist erfolgt. Siemens will sich von Osram trennen, weil der Konzern die hohen Investitionen scheut, die dafür in den kommenden Jahren nötig sind. Der Markt befindet sich im Umbruch, die LED-Technik nimmt einen immer höheren Umsatzanteil ein – und bringt völlig neue Spieler in den Markt. Philips hatte sich zuletzt skeptisch über das Lichtgeschäft geäußert.

„Der Zeitpunkt für den Osram-Börsengang ist nicht ideal“, sagt Analyst Theo Kitz von Merck Finck. Das Lichtgeschäft gehört zu den frühzyklischen Branchen. Das heißt, es zieht an, kurz bevor der Konjunkturaufschwung beginnt. „Jetzt hat das Lichtgeschäft den Höhepunkt schon hinter sich, es ist aber noch lange nicht am Boden“, sagt Kitz. „Je früher der Börsengang also kommt, umso besser sind die Rahmenbedingungen.“

Anders als beim Konkurrenten Philips, der in der Lichtsparte rote Zahlen schreibt, habe Osram keine hausgemachten Probleme. „Das Unternehmen ist gut aufgestellt und gemanagt“, sagt Kitz. Mit Werken in Asien habe sich Osram an die Marktsituation gut angepasst. Auch der Markenname spiele eine wichtige Rolle. „Osram muss man nicht erklären. Jeder weiß, was die machen“, argumentiert Kitz. „Das ist Gold wert bei einem Börsengang.“

Spannend ist die Frage, was Siemens mit dem Geld macht, das der Börsengang einbringt. Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser hatte im März angedeutet, Osram könnte an der Börse bis zu acht Milliarden Euro Wert sein, allerdings werd es es bei einem Börsengang dieser Größenordnung wohl Abschläge geben. Außerdem will Siemens zwar die Mehrheit abgeben, aber ein einflussreicher Aktionär bleiben.

„Eine Sonderausschüttung oder eine Erhöhung der Dividende wären möglich“, sagt Analyst Kitz. „Generell stellt sich die Frage, was Siemens mit seinen Barmittelbeständen macht.“ Anders als die Wettbewerber, die ihre Positionen zum Beispiel im Bereich grüner Technologien aggressiv durch Zukäufe ausbauten, halte Siemens sich zurück.

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