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Wirtschaft: Siemens muss die Bilanz korrigieren

Korruptionsaffäre hinterlässt Spuren auch beim Gewinn / Konzern holt sich Hilfe von außen

Berlin - Der Elektrokonzern Siemens hat seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr als Folge der schwelenden Korruptionsaffäre korrigiert. Das teilte das Unternehmen am späten Montagabend in einer Pflichtmeldung mit. Grundlage seien interne Untersuchungen „zu bestimmten Transaktionen und Zahlungen“. Der Gewinn nach Steuern liege nunmehr bei 3,033 Milliarden Euro. Vor gut einem Monat hatte Siemens noch 3,106 Milliarden Euro angegeben.

Seit dem 15. November ermittelt die deutsche Staatsanwaltschaft und untersucht die Existenz von schwarzen Kassen bei Siemens, über die Schmiergelder bereitgestellt worden seien.

Der Konzern rechnet daraus nun nach eigenen Angaben mit zusätzlichen „latenten und laufenden“ Aufwendungen für Ertragssteuern von insgesamt 168 Millionen Euro über einen Zeitraum von sieben Jahren. 73 Millionen seien nun als Belastung für das Geschäftsjahr 2006 gebucht worden. Die übrigen 95 Millionen Euro, die sich auf die Jahre vor 2004 beziehen, würden als Verminderung des Eigenkapitals zum 1. Oktober 2003 gebucht.

Bei der Aufarbeitung der Affäre holt sich Siemens zudem Unterstützung von außen. Der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates hat eine international tätige Anwaltskanzlei damit beauftragt, im Unternehmen eigene Untersuchungen anzustellen und auch die internen Kontrollsysteme zu überprüfen. Das teilte der Konzern anlässlich einer Aufsichtsratssitzung ebenfalls am Montag mit. „Siemens duldet absolut kein ungesetzliches oder regelwidriges Verhalten von Mitarbeitern. Hier gibt es keinerlei Toleranz“, sagte Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld.

Beauftragt wurde die Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton LLP mit Niederlassungen unter anderem in New York, London und Frankfurt. Daneben holt sich Siemens den Antikorruptionsexperten Michael J. Hershman als Berater ins Haus. Hershman ist Mitbegründer von Transparency International. Prüfungsausschuss und Vorstand beschlossen außerdem, einen externen Experten aus der Justiz zum Leiter des Siemens Compliance Office, also der internen Antikorruptionsabteilung, zu berufen. Er soll Anfang 2007 seinen Job beginnen.

Siemens muss dennoch damit rechnen, von Transparency Deutschland ausgeschlossen zu werden. „Unsere Entscheidung wird davon nicht berührt“, sagte Peter von Blomberg, stellvertretender Vorsitzender von Transparency Deutschland, dem Tagesspiegel. „Siemens kann nicht länger Mitglied unserer Organisation sein. Offen ist nur noch, in welcher Form Siemens ausscheidet.“

Unterdessen will der frühere Siemens- Spitzenmanager in Griechenland, Prokopis Mavridis, acht Millionen Euro an den Konzern zurückzahlen. Siemens und Mavridis haben sich nach Aussagen des Anwaltes des Managers außergerichtlich auf die Rückzahlung geeinigt. mit dpa

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