zum Hauptinhalt

Siemens: Neue Gasturbine: Grüne Technik aus Berlin

Die neue Gasturbine von Siemens ist nun marktreif.

Irsching - Willibald Fischer ist stolz auf das 444 Tonnen schwere Monstrum mit dem sperrigen Namen SGT5-8000H. Dahinter verbirgt sich die weltweit leistungsstärkste und zugleich umweltfreundlichste Gasturbine, deren Programmmanager der Siemensianer ist. Sie steht, selbst groß wie ein Haus, in einer riesigen Maschinenhalle bei Irsching, einem bayerischen Kraftwerksstandort des Energieversorgers Eon. Die im Werk Berlin gebaute Gasturbine soll für Siemens zu einem grünen Verkaufsschlager werden, schwärmt Fischer. „Ein Paradebeispiel für den Klimaschutz“, sagt auch Siemens-Kraftwerkschef Michael Süß.

Eineinhalb Jahre lief der Probebetrieb in Irsching. „Jetzt steigen wir in den Markt ein“, kündigt Fischer an. Rund eine halbe Milliarde Euro hat Siemens in die neue Gasturbine investiert und sie binnen neun Jahren zur Marktreife gebracht. Mit 60 Prozent Wirkungsgrad übertrifft sie die Vorgängergeneration um vier Prozentpunkte und spart damit im Betrieb pro Jahr so viel des Klimakillers Kohlendioxid ein wie im Schnitt 23 000 Mittelklasseautos in der gleichen Zeit ausstoßen. Für Energieversorger ist die Turbine lukrativ, weil ihre Betriebskosten rund ein Zehntel unter dem heute Üblichen liegen.

Ob nach der SGT5-8000H jemals noch eine weitere Gasturbinengeneration gebaut wird, wissen selbst Experten wie Fischer nicht. Denn der in kombinierten Gas- und Dampfkraftwerken (GuD) eingesetzte Koloss mit 570 Megawatt Leistung ist bei aller Fortschrittlichkeit auf dem Weg zu erneuerbaren Energien nur noch eine Übergangstechnologie. Trotzdem setzt Siemens in den nächsten Jahrzehnten vor allem auf GuD-Anlagen. 2030 könne mit solchen Kraftwerken der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr um mehr als vier Milliarden Tonnen reduziert werden, sagt Fischer. Die auch bei Siemens boomende Windkraft sorgt bis dahin hochgerechnet für 600 Millionen Tonnen weniger CO2. Zum Vergleich: Die gesamten deutschen Emissionen an Treibhausgas betragen rund eine Milliarde Tonnen CO2. Vor allem moderne GuD-Kraftwerke, die pro Block schlüsselfertig gut eine halbe Milliarde Euro kosten und einen Lebenszyklus von rund 25 Jahren haben, erkaufen damit viel Zeit für die weltweit geplante Energiewende.

Die Anlage in Irsching, mit der Siemens den Konkurrenten von General Electric, Mitsubishi und Alstom den Rang abgelaufen hat, wird deshalb 2011 als das umweltfreundlichste fossil befeuerte Kraftwerk für Eon ans Netz gehen. Mit grünen Produkten setzte Siemens im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 bereits 23 Milliarden Euro um – ein Plus von elf Prozent. Die Geschäfte abseits grüner Technologie gingen dagegen in der Krise zurück. Nicht nur Siemens, auch das Klima profitiert von der Umwelttechnik. Grüne Siemens-Produkte haben 2009 den CO2- Ausstoß global um 210 Millionen Tonnen gesenkt. Das ist die Summe des Schadstoffausstoßes in den Metropolen New York, Tokio, London und Berlin. Im Vorjahr lagen die von Price Waterhouse Coopers berechneten Schadstoffeinsparungen noch bei 160 Millionen Tonnen. 2011 will Siemens ein Einsparvolumen von 300 Millionen Tonnen weltweit erreichen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false