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Wirtschaft: Siemens ordnet das Kommunikationsgeschäft neu

BERLIN .Bei der laufenden Umstrukturierung des Siemens-Konzerns (Berlin/München) sind jetzt auch die Weichen für den Informations- und Kommunikationsbereich gestellt.

BERLIN .Bei der laufenden Umstrukturierung des Siemens-Konzerns (Berlin/München) sind jetzt auch die Weichen für den Informations- und Kommunikationsbereich gestellt.Rund fünf Wochen vor der Computermesse Cebit in Hannover sagte Konzernvorstand Volker Jung am Dienstag in Berlin, daß der neu geordnete Konzern-Arbeitsbereich Information and Communication (IC) in den nächsten Jahren schrittweise seine "führende Position im Weltmarkt" ausbauen will.Schon im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende September) erwartet Jung in der IC-Sparte ein Umsatzwachstum auf 51 Mrd.DM (Vorjahr: 47 Mrd.DM).Neben den Konzernbereichen Energie, Industrie, Verkehrstechnik, Medizintechnik, Bauelemente (Halbleiter), Licht und Finances soll der Bereich IC zum Wachstumsträger bei Siemens avancieren.Der Konzern, sagte Jung, wolle sich mit der Vernetzung von Informations- und Kommunikationstechnik "an die Spitze der Schlüsseltechnologien des 21.Jahrhundert" setzen.Die IC-Sparte werde darüber hinaus mit rund 110 000 Mitarbeitern zur Querschnittstechnologie für alle Arbeitsbereiche des Konzerns.Mit der Schaffung der drei IC-Bereiche Produkte (ICP), Netze (ICN) und Dienstleistungen (SBS) sei es gelungen, eine klare Struktur für die Wachstumsmärkte der Zukunft zu entwickeln.Alle Aktivitäten der Informations- und Kommunikationsbereiche werden künftig unter dem Ziel "Siemens, the Network and Solution Provider" gesteuert.

Der Bereich Produkte - ICP - soll sich künftig mit einem breiten Spektrum von Endprodukten und technologischen Serviceleistungen im Informations- und Kommunikationsmarkt befassen.Mit rund 34 000 Mitarbeitern will Siemens im kommenden Jahr etwa 20 Mrd.DM Umsatz bei ICP erwirtschaften.Zur Cebit in Hannover soll erstmals das Angebot des neuen Arbeitsgebiets präsentiert werden.Zu den Neuheiten gehören eine neu entwickelte PC-Linie, der Prototyp des "Personal Intelligent Communicator", der ein Mobiltelefon mit PC-Funktionen vereint, sowie ein besonders kleines Handy C 25 der unteren Preisklasse (rund 400 DM).Bei Handys will das Unternehmen künftig die gesamte Palette von günstigen bis zu teuren High-Tech-Geräten anbieten."Unser Fehler war, uns auf das obere Ende des Angebots zu konzentrieren", sagte Jung.Siemens wolle auf dem Weltmarkt von der Nummer fünf auf Platz drei aufsteigen.

Mit weltweit etwa 60 000 Beschäftigten und einem angestrebten Umsatzvolumen von 24 Mrd.DM im laufenden Geschäftsjahr ist der Bereich ICN, Netzwerke, der umsatzstärkste im Konzern.Seine Aufgabe soll es sein, sowohl im Kommunikations- als auch im Daten- und Mobil-Bereich neue Netzwerke aufzubauen und seine führende Position zu behaupten.Jung sieht gerade im drahtlosen Funk- und Kommunikationsbereich den weltweit größten Wachstumsmarkt.

Auf den kleinsten IC-Bereich, die Dienstleistungssparte SBS, mit 18 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz 1999 von sieben Mrd.DM kommt nach Aussagen Jungs eine besonders wichtige Aufgabe zu.Weltweit sollen die Mitarbeiter von SBS nach möglichen Netzwerken forschen, diese erstellen und später im Auftrag der Kunden betreuen.Schon jetzt, sagte Jung, sei SBS in 40 Ländern der Welt tätig und weltweit der größte SAP-Partner.

Von der Kombination der drei IC-Sparten verspricht sich der Konzern, zum "Global Player" in der Erstellung, im Betrieb und in der Betreuung von Netzwerken zu werden.Siemens hat dazu im Geschäftsjahr 1997/98 über neun Mrd.DM in Forschung und Entwicklung investiert, sagte Jung.Weltweit seien rund 46 000 Forscher und Ingenieure beschäftigt, die 1998 rund 6 500 Patente angemeldet hätten, zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.Siemens ist Jung zufolge in Deutschland heute die Nummer eins im PC-Geschäft.Jedes zehnte Festnetz-Telefongespräch rund um den Globus und sogar jedes dritte Mobilfunkgespräch per GSM-Standard werde über ein Vermittlungssystem von Siemens geschaltet."Wir sind schon jetzt einer der erfolgreichsten Telekommunikationsanbieter der Welt".

Ausdrücklich betonte Konzernvorstand Jung das Ziel, sowohl bei der Produktentwicklung als auch bei der Vermarktung auf Partner zu setzen."Alle Bereiche konkurrieren um die besten Lösungen", sagte Jung.Auch große Zukäufe und Partnerschaften seien denkbar.Ausschau nach Partnern halte man vor allem für die Computerproduktion und die Mobilfunk-Sparte, um Entwicklungskosten zu sparen.Als Marschrichtung gab Jung an: Siemens müsse in allen Feldern führende Positionen halten oder erreichen.Sonst werde man sich dort stärken."Oder wir verkaufen das Geschäft." Einige Vorhaben sollen bereits im nächsten Monat bekanntgegeben werden.Auf spektakuläre Zusammenschlüsse "zu Phantasiepreisen" dürfe jedoch niemand hoffen.Aus einem Redetext des erkrankten Siemens-Vorstandschefs Heinrich von Pierer zitierte Jung, daß Siemens als Komplettanbieter bestens gerüstet sei."Kein anderes Unternehmen hat soviel Know-how." In fünf Jahren werde der Informationsmarkt weltweit bei einem jährlichen Plus von etwa zehn Prozent ein Volumen von mehr als 1400 Mrd.DM haben.Siemens wolle jedoch schneller als der Markt wachsen.

ANTJA SIRLESCHTOV

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