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Ob das gute Verhältnis Kaesers zu Merkel den Siemens-Beschäftigten nutzt?

© dpa

Siemens: Ost-Politiker appellieren an Joe Kaeser

Die Sorge um Arbeitsplätze und ganze Standorte hat vier Regierungschefs zu einem Schreiben an den Siemens-Vorstandschef und die Bundeskanzlerin veranlasst.

In Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Siemens-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser haben vier Regierungschefs vor massiven Arbeitsplatzverlusten in ihren Ländern gewarnt. „Sollte Ihr Unternehmen entscheiden, die Standorte in unseren Ländern zu reduzieren bzw. ersatzlos zu schließen, können und werden wir das nicht akzeptieren“, schreiben die Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD, Brandenburg), Stanislaw Tillich (CDU, Sachsen), Bodo Ramelow (Linke, Thüringen) sowie Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Merkel bitten die Politiker „um Unterstützung bei unserem Einsatz für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Standorten“.

Es gibt kaum Großunternehmen im Osten

Konkret geht es um Siemens-Werke in Berlin, Ludwigsfelde, Erfurt und Görlitz. „In Berlin sollen hunderte Arbeitsplätze durch die Zusammenlegung des Dynamowerks mit dem Gasturbinenwerk Huttenstraße in Gefahr sein“, schreiben die Regierungschefs an Kaeser. Dies könnte dann auch Auswirkungen auf den Turbinen-Prüfstandort in Ludwigsfelde haben. „Ferner sind sogar ganze Standortschließungen in Erfurt und Görlitz mit dem Wegfall von mehr als tausend Arbeitsplätzen im Gespräch – mit erheblichen strukturpolitischen Folgen für die betroffenen Regionen“, heißt es in dem Schreiben weiter, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Die Politiker betonen die Bedeutung von großen Unternehmen für die Wirtschaft in ihren Ländern, weil dort nach dem zweiten Weltkrieg keine Konzerne mehr ansässig waren. „Umso wichtiger war und ist die Tatsache, dass sich große deutsche Unternehmen wie Siemens seit 1990 wieder in Ostdeutschland engagiert haben.“

Die Politiker bitten den Manager zum Gespräch

Auch die Werke des Münchener Konzerns „bilden industrielle Kerne mit erheblichen strukturpolitischen Wirkungen in Regionen, die ansonsten eher durch kleinere Unternehmen geprägt werden. Umso drastischere Auswirkungen sind im Falle von kompletten Standortschließungen zu befürchten.“

Die Spitzenpolitiker bitten Kaeser dann „um einen kurzfristigen Austausch“. Ziel eines solchen Gesprächs solle sein, „Alternativen und Perspektiven für die betroffenen Standorte mit ihren hoch motivierten Fachkräften, unterstützt durch eine innovative Forschungslandschaft, zu entwickeln“. Woidke, Tillich, Ramelow und Müller regen ferner an zu prüfen, ob „Änderungen im Produktportfolio der betroffenen Standorte möglich sind“.

Am 9. November werden Details erwartet

Siemens prüft derzeit, wie berichtet, den Abbau von Kapazitäten und mithin Arbeitsplätzen vor allem im Energiebereich. Berichten zufolge will der Konzern die Werke in Görlitz (800 Mitarbeiter), Erfurt (500), Leipzig (270) und Offenbach (600) komplett schließen. In Berlin ist das 111 Jahre alte Dynamowerk mit 850 Beschäftigten in Gefahr. Konzernangaben zufolge schreibt das Werk in Siemensstadt seit Jahren rote Zahlen. Am 9. November legt Kaeser die Jahresbilanz in München vor und wird dann voraussichtlich präziser auf die Abbaupläne eingehen. Die möglicherweise betroffenen Werke „haben für uns alle eine besondere strukturpolitische Bedeutung“, schreiben die Regierungschefs an Angela Merkel. „Sie sind Teil unserer Anstrengungen, die Innovationskraft und internationale Marktfähigkeit in Ostdeutschland gezielt zu fördern.“

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