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Siemens: Radikaler Umbau der Konzernspitze geplant

Siemens will unter einem neuen Chef die Spitze des Konzerns radikal umbauen. Der Zentralvorstand in München solle deutlich verkleinert werden, berichteten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf Aufsichtsratskreise.

München - Laut "Süddeutscher Zeitung" solle es dann womöglich neben dem Chef nur noch einen Finanz- und einen Personalvorstand geben. Ein solches Modell haben Ex-ThyssenKrupp-Chef Gerhard Cromme und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann in ihren Unternehmen bereits umgesetzt. Die beiden Manager gelten als Schlüsselfiguren bei der Neuausrichtung von Siemens. Der Konzern sucht unterdessen weiter nach einem neuen Chef.

Die Verkleinerung des Vorstands werde vom neuen Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme betrieben, berichteten "SZ" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" übereinstimmend. Eine der Erkenntnisse aus den Siemens-Skandalen laute, dass man diesen "Wasserkopf" nicht mehr brauche, zitierte das Münchner Blatt aus Crommes Umfeld. Es könne nicht sein, dass "Heerscharen von Vorständen herumlaufen, und keiner für irgendetwas verantwortlich ist".

Die Siemens-Spitze besteht bislang aus zehn Konzernvorständen und zahlreichen Abteilungen, die Siemens von München aus führt. Für das oberste Führungsgremium wies der Konzern dem Bericht zufolge im Geschäftsjahr 2006 Vergütungen in Höhe von insgesamt 30,4 Millionen Euro aus. Die zehn Sparten wie Verkehrstechnik, Energieerzeugung oder der Lichtkonzern Osram haben aber in der Regel noch einmal eigene Vorstände. Cromme halte diese seit Jahrzehnten bei Siemens gepflegte Struktur für ineffizient, berichtet die Zeitung weiter.

Reitzle bleibt Favorit

Den zahlreichen Zentral- und Spartenvorständen war es nicht gelungen, die Korruption in großem Stil und andere Machenschaften zu verhindern. Nun müssen offenbar die meisten Zentralvorstände um ihren Job fürchten. Das Ausscheiden der Vorstandsmitglieder Johannes Feldmayer und Jürgen Radomski steht bereits fest. Der bisherige Europachef Feldmayer ist durch die Affäre um die verdeckte Finanzierung der Arbeitnehmer-Organisation AUB belastet. Personalvorstand Radomski muss für Verfehlungen in seinem Verantwortungsbereich gerade stehen. Eine Zerschlagung des Konzerns durch den Verkauf von Sparten erwäge Cromme aber offenbar nicht, berichtete die "SZ" weiter.

Bei der Suche nach einem neuen Siemens-Chef sei der Chef des Industriegase-Konzerns Linde, Wolfgang Reitzle, weiter Favorit, berichtete die "FAZ" unter Berufung auf Aufsichtsratskreise. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte vergangene Woche seinen Rücktritt für diesen Herbst erklärt. Nur wenige Tage zuvor hatte auch der bisherige Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer das Handtuch geworfen. Der Konzern war in den vergangenen Monaten immer wieder wegen Affären in die Schlagzeilen geraten. Mächtige Aufsichtsräte wie Cromme oder Ackermann wollen mit dem Wechsel an der Spitze offenbar einen radikalen Neuanfang. (tso/AFP)

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