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Siemens: Selbstbewusst in die Krise

Zuletzt hat der Konzern gut verdient und fühlt sich stark genug für schwierige Zeiten.

Berlin - Siemens ist überraschend gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Zwar spürt der Technologiekonzern die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bereits in seinen Auftragsbüchern – die Bestellungen gehen zurück. Dennoch hält Vorstandschef Peter Löscher an den Gewinnzielen für 2009 fest. Deren Erreichung sei allerdings „noch ambitionierter geworden“, sagte Löscher in München. Siemens sei aber besser gerüstet als andere Unternehmen und robust unterwegs. Er sehe keinen Grund, „in den Chor jener einzustimmen, die mit düsteren Äußerungen die Stimmung weiter in den Keller ziehen“. Man werde die Entwicklung jedoch jedes Quartal genau ansehen. Erste Gespräche über Kurzarbeit führt Siemens bereits.

Die Börse reagierte erfreut auf die Zahlen. Die Siemens-Aktie legte in der Spitze um mehr als fünf Prozent zu.

Ob Siemens sein Ziel – ein operatives Ergebnis der drei Sektoren von 8,0 bis 8,5 Milliarden Euro – tatsächlich erreicht, hänge davon ab, ob Großprojekte storniert oder verschoben würden und der Preisdruck noch weiter zunehme. „Beides sehen wir im Moment nicht“, sagte Löscher. Solange das Volumen des Auftragseingangs über dem Umsatz liege, sollte man sich über den Abschwung keine Sorgen machen, ergänzte Finanzchef Joe Kaeser. Der Umsatz werde nach heutiger Einschätzung nicht unter dem Wert von 2008 liegen.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres, das am 1. Oktober 2008 begann, wuchs der Umsatz um sieben Prozent auf 19,6 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ging um acht Prozent auf 22,2 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis legte um 20 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro zu. Unterm Strich blieb zwischen Oktober und Dezember ein Gewinn nach Steuern von 1,2 Milliarden Euro.

Dabei fiel die Entwicklung in den Geschäftsbereichen unterschiedlich aus: Im größten Sektor Industrie schrumpfte der Auftragseingang um elf Prozent. Dieser Bereich reagierte am stärksten auf den konjunkturellen Abschwung. So ging vor allem die Nachfrage der Kunden nach Automatisierungstechnik für Industrieanlagen zurück. Im Bereich Energie sank der Auftragseingang um sechs Prozent, dennoch stieg der Auftragsbestand weiter. Im kleinsten Sektor Gesundheit stiegen Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis.

Siemens-Chef Löscher betonte, dass sich der Konzern wetterfest gemacht habe. „Und wir sind überzeugt davon, dass wir als Gewinner aus der Krise hervorgehen.“ Im vergangenen Jahr hatte Siemens ein Sparprogramm für Verwaltung und Vertrieb aufgelegt, dem 17 000 Stellen zum Opfer fielen. Auf betriebsbedingte Kündigungen will Siemens verzichten. Löscher bestätigte jedoch, dass an drei von mehr als 100 Standorten in Deutschland Gespräche mit dem Betriebsrat über Kurzarbeit geführt würden. Nach Angaben eines Sprechers sind Standorte des Industriesektors in Bayern betroffen. Dabei gehe es um mehrere Hundert Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigt Siemens hierzulande 131 000 Menschen. In Berlin, am weltweit größten Fertigungsstandort des Konzerns, sei Kurzarbeit derzeit außer bei Osram nicht in Planung.

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