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Wirtschaft: Siemens soll Alstom retten

Elektrokonzern ist Kandidat für Übernahme der Franzosen

München (nad). Der Elektronikkonzern Siemens wird als möglicher Retter des französischen Industriekonzerns Alstom gehandelt. Die französische Industrieministerin Nicole Fontaine sagte am Donnerstag, die Regierung werde den Rettungsplan für die vor der Zahlungsunfähigkeit stehende Alstom überarbeiten. Nach Angaben der Zeitung „Le Figaro“ erwägen das Ministerium und die Führungsspitzen beider Unternehmen eine Fusion, um eine deutschfranzösische Achse für Transport und Energie zu schaffen. Ursprünglich wollte sich der französische Staat zur Hälfte an einer Alstom-Kapitalerhöhung über 600 Millionen Euro beteiligen. Dagegen hatte die EU-Kommission am Dienstag jedoch ihr Veto eingelegt, weil sie verdeckte Staatsbeihilfe befürchtete.

Siemens will sich zu den erneuten Gerüchten über einen Einstieg bei Alstom nicht äußern. Die deutsche Firma hatte im April bereits für 1,1 Milliarden Euro das Industrieturbinen-Geschäft des französischen Konkurrenten übernommen und damit Spekulationen um weitere Zukäufe angeheizt. „Ich glaube kaum, dass Siemens ernsthaft über eine Gesamtfusion mit Alstom nachdenkt. Da gäbe es zu viele kartellrechtliche Hürden“, sagte ein Branchenkenner. Die Übernahme einzelner Konzernteile könne für Siemens aber interessant sein, da es „zahlreiche Überlappungen“ gebe. Von Interesse dürften für Siemens vor allem die Verkehrstechnik von Alstom mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV und der Bereich Stromverteilung in der Energiesparte sein. Weniger Bedeutung hat für Siemens die Sparte Schiffbau.

Analyst Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck hält die Möglichkeit, dass Siemens zu einem Drittel bei Alstom einsteigt, also den geplanten französischen Staatsanteil an der Kapitalerhöhung trägt, für gering. „Das hätte für Siemens nur Nachteile“, sagte er dem Tagesspiegel. Die Deutschen hätten in diesem Fall keine Management-Kontrolle, müssten viel Geld investieren und würden ihr eigenes Geschäft durch den verlustreichen Alstom-Konzern zunächst stark belasten.

Kitz hält es jedoch für möglich, dass Siemens an der Drittel-Übernahme interessiert ist, sofern damit weitere Anreize wie die baldige Aufstockung der Anteile auf eine Mehrheit oder Schuldenerlass verknüpft würden. „Wenn die Politik will, dass es auf industrieller Ebene eine stärkere deutsch-französische Kooperation gibt, wird sie Siemens entsprechend entgegenkommen“, meint Kitz.

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