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Wirtschaft: Siemens soll zu Hause wachsen

Bei einer Tagung in Berlin sorgen sich die Betriebsräte um den Standort.

Berlin - Der Siemens-Betriebsrat fordert vom Management mehr Klarheit über die Strategie des neuen Unternehmensbereichs Industrie und Städte und mehr Investitionen in Deutschland. „Wir sehen die Gründung des neuen Sektors positiv, weil das Ziel ist, stärker zu wachsen“, sagte die stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Aber die Megastädte, an die der Sektor sich wendet, liegen vor allem in Asien und Südamerika. Wir wollen wissen, wo das Wachstum in Deutschland herkommen soll.“

Mitte der Woche trafen sich an die 600 Siemens-Betriebsräte zu ihrer Jahresversammlung in Berlin. Ein zentrales Thema war die Gründung des neuen Sektors. Laut Steinborn ist dies die größte Umstrukturierung im Konzern seit dem Jahr 2007. Zum neuen Unternehmensbereich gehören unter anderem die Geschäftsfelder Mobilität, intelligente Stromnetze und Gebäudetechnik. Der Sektor mit weltweit rund 87 000 Mitarbeitern nahm am 1. Oktober seine Arbeit auf.

„Nach dem Umbau herrscht noch Unsicherheit im Unternehmen“, sagte Steinborn. „Wenn das Management nicht schnell Konzepte anbietet, wird die Enttäuschung bei Mitarbeitern und Investoren bald groß sein.“ Steinborn forderte ein Qualifizierungsprogramm für die Mitarbeiter. „Städte sind andere Kunden als Industrieunternehmen. Darauf muss sich das Unternehmen einstellen und die Mitarbeiter entsprechend schulen.“ Positiv wertete sie, dass Siemens im vergangenen Geschäftsjahr 6000 neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen habe. Von der nahenden Konjunkturkrise sei im Unternehmen noch nichts zu spüren. „Viele Standorte sind sehr gut ausgelastet“, sagte Steinborn. „Aber in die Fertigung in Deutschland wird zu wenig investiert.“ Siemens sollte ein Zeichen setzen für den Industriestandort.

Ein weiteres Thema auf der Betriebsräteversammlung war die Verbesserung des Zugangs von Frauen in Führungspositionen. Zielvorgabe des Konzerns ist es, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in Deutschland von derzeit zehn auf 13 Prozent im Jahr 2015 zu erhöhen. Die Betriebsräte kritisieren jedoch, dass so eine Quote allein zu kurz greife: „Wir wollen mehr Frauen auf allen Ebenen“, sagte Steinborn. „Denn es kann nicht darum gehen, lediglich mehr Frauen von außen zu holen, sondern es geht darum, sie im Unternehmen groß werden zu lassen.“ Corinna Visser

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