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Wirtschaft: Siemens steht zum Standort Deutschland

Von Pierer verteidigt aber geplante Verlagerungen/Italien schließt den Konzern von öffentlichen Aufträgen aus

München (nad). SiemensChef Heinrich von Pierer hat sich gegen Vorwürfe von Betriebsrat und Gewerkschaften im Zusammenhang mit der geplanten Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland gewehrt. „Von einer von langer Hand geplanten Strategie, den Standort Deutschland zu schwächen oder zu verlassen, kann keine Rede sein“, sagte er bei der Vorlage der Halbjahresbilanz. Er stellte klar, bei der aktuellen Debatte gehe es um die Verlagerung von 5000 Stellen.

Die Argumente des Betriebsrats, der langfristig 74000 Stellen bedroht sieht, seien „von einer sachlichen Auseinandersetzung ein Stück weit entfernt“. Den Vorwurf der IG Metall, er sei ein „Arbeitsplatz-Rambo“, bezeichnete von Pierer als „bayerische Folklore“. Von den deutschen Beschäftigten forderte er aber mehr Flexibilität, um international konkurrenzfähig zu bleiben.

Die Siemens-Bilanz für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2003/04 ist von Problemen in den Sparten Verkehrstechnik (siehe Kasten) und Dematic getrübt. Der Gewinn nach Steuern stieg zwar von knapp 570 Millionen Euro im Vorjahr auf gut 1,2 Milliarden Euro. Darin waren aber außerordentliche Erträge von 590 Millionen Euro aus dem Verkauf von Infineon-Anteilen enthalten. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 18,8 Milliarden Euro. Zufrieden zeigte sich von Pierer mit der Medizintechnik, dem Lampenhersteller Osram und der Mobilfunksparte. Im ersten Halbjahr verkaufte der Konzern 28 Millionen Handys – fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

In der Sparte Energieverteilung kündigte Siemens den Zukauf der niederländischen Trench Electric für 285 Millionen Euro an. An seinen Umsatz- und Gewinnzielen für das Geschäftsjahr hält Siemens fest. Zu den Spekulationen um einen Einstieg von Siemens beim französischen Alstom-Konzern sagte von Pierer: „Wir warten eine Entscheidung aus Frankreich in Ruhe ab und sind nicht in Lauerstellung.“ Französischen Zeitungsberichten zufolge soll Siemens an der Sanierung des Industriekonzerns beteiligt werden.

Schlechte Nachrichten kamen am Mittwoch aus Italien. Der Konzern wird dort wegen Korruptionsverdacht für ein Jahr von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen, ordnete ein Gericht in Mailand an. Siemens-Manager sollen Schmiergelder an Vorstände des Energieversorgers Enelpower gezahlt haben, um Aufträge zu bekommen.

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