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Wirtschaft: Siemens übertrifft Erwartungen: Boom bei Handys und Chips - Sparte Verkehrstechnik schreibt wieder Gewinne

Die Siemens AG, München/Berlin, hat nach einem Rekordquartal ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) nochmals nach oben korrigiert.

Die Siemens AG, München/Berlin, hat nach einem Rekordquartal ihre Prognosen für das Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) nochmals nach oben korrigiert. Das dritte Viertel der laufenden Periode sei das beste der Firmengeschichte, kommentierte Konzernsprecher Eberhard Posner das Zwischenergebnis vor Journalisten in München. Damit habe sich nach neun Monaten der Nachsteuergewinn vor außerordentlichen Einflüssen auf gut 4,4 Milliarden Mark mehr als verdoppelt und sowohl eigene als auch die Erwartungen von Bankanalysten übertroffen.

Konzernchef Heinrich von Pierer wollte deshalb Analystenschätzungen nicht widersprechen, wonach der Elektrokonzern bis September mindestens sechs Milliarden Mark Jahresüberschuss verbuchen könne. "Ich kann damit leben," meinte der Siemens-Chef dazu. Zuletzt hatten die Münchner geschätzt, ihre Gewinne etwas stärker als im Vorjahr verbessern zu können. Treffen die jetzigen Erwartungen ein, bedeutet das mindestens eine Verdoppelung dieser Zuwachsrate auf gut 60 Prozent. Zu diesem operativen Gewinnwachstum kommt durch jüngste Börsengänge und Teilverkäufe noch ein außerordentliches Ergebnis von gut neun Milliarden Mark. Das dürfte Siemens bis Ende 1999/2000 einen Gesamtgewinn von weit über 15 Milliarden Mark bescheren.

Auch ohne Sondererträge hat Siemens selbst gesteckte Profitabilitätsziele ein Jahr früher als geplant erreicht. Grund dafür seien vor allem weitere Fortschritte im laufenden Wertsteigerungsprogramm sowie ein wahrer Boom im Chipgeschäft um die Münchner Tochter Infineon AG sowie bei Handys. Bei Mobiltelefonen führen Lieferengpässe bei Zulieferern aber dazu, dass dieses Jahr wohl nicht wie vorgesehen 30 Millionen Geräte abgesetzt werden können. Die Planung, nächstes Jahr 60 Millionen Handys zu verkaufen, besteht dagegen weiter. Auch in anderen Geschäftsbereichen profitiere Siemens im übrigen derzeit von der positiven Wirtschaftslage, sagte Posner. So hätten sich die Geschäft im Bereich Automatisierungs- und Antriebstechnik sehr gut entwickelt. Erstmals in der jüngeren Siemens-Geschichte würden alle Geschäftsbereiche schwarze Zahlen schreiben.

Das gilt auch für die Berliner Sparte Verkehrstechnik, die schon zum Halbjahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt war. "Wir können alleine leben," sagte Posner zu diesem lange defizitären Bereich mit Blick auf den möglichen Zusammenschluss der Konkurrenten Adtranz und Bombardier.

Für die Übernahme von Atecs zusammen mit dem Bosch-Konzern erwarten die Münchner im Herbst grünes Licht von den Brüsselern Kartellwächtern. Siemens werde mit den Atecs-Teilen VDO und Dematic "in die Zukunft gehen", sagte Posner und auch Sachs aus kartellrechtlichen Gründen führen. Dematic solle in die Siemens-Sparte Produktions- und Logistiksysteme integriert werden. Dies müsse nicht urch eine Übernahme sondern könne auch über einen Beherrschungsvertrag organisiert werden. Zugleich bekräftigte er die Zusage, dass keine der 90 000 Atecs-Stellen der Übernahme zum Opfer fällt. Vielmehr sei Aufbau zu erwarten.

Über Stellenzuwachs können sich angesichts glänzender Geschäfte auch die jetzigen Siemensanier freuen. Im Inland wurde die Belegschaft bis Ende Juni um rund 2000 Personen auf 181 000 Mitarbeiter aufgestockt. Insgesamt beschäftigte der Konzern global 436 000 Frauen und Männer. Die sollen bis Ende September einen Umsatz von gut 150 (Vorjahr 134) Milliarden Mark erwirtschaften, was ebenfalls eine Verbesserung gegenüber bisherigen Prognosen bedeuten würde. Ein Drittel des Umsatzzuwachses entfällt allerdings auf Währungseffekte. Der Auftragseingang legte nach neun Monaten um ein Fünftel auf knapp 120 Milliarden Mark zu.

tmh

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