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Wirtschaft: Siemens will an die Nasdaq gehen

MÜNCHEN (tmh).Die Siemens AG , Berlin/ München, will ihren derzeit hoch defizitären Bereich Halbleiter (HL) frühstens Ende 1999 mit einem ersten Teil an die US-Börse Nasdaq bringen.

MÜNCHEN (tmh).Die Siemens AG , Berlin/ München, will ihren derzeit hoch defizitären Bereich Halbleiter (HL) frühstens Ende 1999 mit einem ersten Teil an die US-Börse Nasdaq bringen."Das Geld, das wir brauchen, ist nur bei der Nasdaq zu holen", sagte HL-Chef Ulrich Schumacher in München vor Journalisten.Nur dort gebe es die nötige Anzahl risikobereiter Hightech-Aktionäre.Das starken Schwankungen unterworfene Chipgeschäft sei nichts für klassische Siemens-Aktionäre.Auch deshalb trenne sich der Konzern von dieser Aktivität.

Zunächst würden 20 bis 25 Prozent des Bereichs an die Börse gebracht, schätzte Schumacher.Voraussetzung seien Gewinne in zumindest einem Quartal.In einem zweiten Schritt müsse sich Siemens in eine Minderheitenposition zurückfallen lassen und später alle Aktien veräußern.Zuvor werde HL bis Oktober 1999 in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert, die eventuell als US-Kapitalgesellschaft firmieren wird."Ich sehe keinen Vorteil darin, eine deutsche AG zu sein", sagte Schumacher, der deutsche Tarifstrukturen für hinderlich hält.Auf alle Fälle verschwinde die Bezeichnung Siemens aus dem neuen Firmennamen.

Für Stellenabbau gebe es keinen Grund, wenn nicht noch ein Chipwerk geschlossen werde, versuchte der Manager die verunsicherte Belegschaft zu beruhigen.Siemens plane derzeit nicht, das zusammen mit dem US-Konzern IBM geführte Chipwerk im französischen Essonnes zu schließen, das zuletzt als besonders gefährdet galt.Jedoch habe IBM noch keine Entscheidung gefällt.Falls die Amerikaner in Frankreich aufgeben, könne Siemens das Werk nicht im Alleingang übernehmen und müsse diese Fabrik wie das Werk im britischen Tyneside schließen.Aufrüsten will der Manager mit Hilfe neuer Kooperationen.Im Geschäft mit Speicherchips, deren Preisverfall allein für den jüngsten Milliardenverlust verantwortlich ist, suche Siemens nach einem strategischen Partner.Mit knapp zehn Prozent Anteil sei diese Sparte noch zu klein für den Weltmarkt.Als Kandidaten nannte Schumacher insbesondere IBM und praktisch alle japanischen Halbleiterkonzerne.Daneben strebe HL in der Produktsparte Logikbausteine diverse Kleinkooperationen mit Spezialisten an.Zu einer Großfusion werde es nicht kommen.Auch im Zuge des angepeilten Börsengangs will Schumacher keinen allein bestimmenden Großaktionär in den neuen Konzern holen.

Die Abkehr des Siemens-Konzerns vom Chipgeschäft begründete Schumacher mit veränderten Marktbedingungen.Anders als vor sieben Jahren drohe heute kein japanisches Monopol für diesen Rohstoff der Zukunft.Zudem habe Siemens das anhaltende Auf und Ab des Chipgeschäfts unterschätzt.Auch sei dessen zunehmender Kapitalbedarf nur mehr über die Börse zu befriedigen.

Der Bereich Halbleiter ist Kern des von Siemens soeben verkündeten radikalen Umbaus.Dabei sollen Konzernteile mit 17 Mrd.DM Umsatz und 60 000 Beschäftigten verkauft oder an die Börse gebracht werden.Allein 6,7 Mrd.DM Umsatz und 25 000 Mitarbeiter entfallen auf HL.Der Bereich tauchte 1997/98 (30.September) mit 1,2 Mrd.DM Vorsteuerverlust tief in die roten Zahlen ab, die in der laufenden Periode verringert werden sollen.Für das Geschäftsjahr 1999/2000 sieht Schumacher schwarze Zahlen.1997/98 ist HL von Rang 19 auf Rang 12 der globalen Chiphersteller vorgedrungen und wächst weiter schneller als der Markt.

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