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Wirtschaft: Skepsis trotz Gesprächen

Erste Runde der IWF-Unterredungen in IndonesienVON KARL KRÄNZLE JAKARTA.Die Unterredungen zwischen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und dem indonesischen Präsidenten Suharto seien "sehr gut" verlaufen, erklärte der Stellvertretende Geschäftsführende Direktor Stanley Fisher nach der ersten Gesprächsrunde gegenüber der Presse; es habe Fortschritte und eine Übereinstimmung der Standpunkte gegeben.

Erste Runde der IWF-Unterredungen in IndonesienVON KARL KRÄNZLE

JAKARTA.Die Unterredungen zwischen dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und dem indonesischen Präsidenten Suharto seien "sehr gut" verlaufen, erklärte der Stellvertretende Geschäftsführende Direktor Stanley Fisher nach der ersten Gesprächsrunde gegenüber der Presse; es habe Fortschritte und eine Übereinstimmung der Standpunkte gegeben.Nicht sonderlich beeindruckt davon waren die Finanzmärkte, um deren Beruhigung und Stabilisierung es bei den in Jakarta geführten Gesprächen letztlich geht.Während die Landeswährung Rupiah und die Börse sich auf sehr tiefem Niveau behaupteten, erlitten die meisten anderen südostasiatischen Märkte erneute Schwächeanfälle. Das Schicksal Peregrines und der Fallout auf die asiatischen Finanzmärkte bringt die Schwierigkeiten der zwischen dem IWF und der indonesischen Regierung seit Sonntag geführten Gespräche zum Ausdruck.Der Währungsfonds und der am Montag in Jakarta eingetroffene US-Deputy Treasury Secretary Lawrence Summers fordern, daß Präsident Suharto die Finanz- und Wirtschaftsreform energischer vorantreibt, in die Jakarta einwilligte, als im Oktober zur Bewältigung der Zahlungsbilanzkrise ein Hilfspaket in der Größenordnung von 43 Mrd.Dollar geschnürt worden war. Seit dem am 6.Januar vorgestellten Haushaltsvoranschlag für das Fiskaljahr 1998/99 gibt es Befürchtungen, daß Indonesien sich um den Strukturwandel drückt.Elemente der Reform sind eine restriktivere Geld- und Fiskalpolitik, also höhere Zinsen, die Verringerung der Staatsausgaben und die Heraufsetzung des Steuerfußes.Dazu kommt die Zerstückelung wettbewerbshemmender Monopole, die sich zum Teil im Besitz von Verwandten des Präsidenten befinden.Suharto hat gestern ein weiteres Mal vesichert, daß er zu den dem IWF gegenüber eingegangenen Verpflichtungen stehen werde.Manche Beobachter in Jakarta werten die Versicherungen des Präsidenten jedoch als Lippenbekenntnisse. Suharto fürchtet sich vor den politischen und sozialen Kosten.Wird die Reform durchgezogen, könnte es zu schweren Unruhen im Land kommen.Die Hamsterkäufe der letzten Tage in indonesischen Supermärkten, vor denen sich manchmal Schlangen bildeten, die ein Kilometer lang waren, gelten vielen als böses Omen.Abdurrahman Wahid, Führer der größten indonesischen Muslim-Organisation Nahdlatul Ulama, hat zwar zu Wochenbeginn mit Nachdruck beteuert: "In der schweren Krise, in der wir uns befinden, geht das Volk nicht auf die Straße." Suharto habe die Dinge immer noch unter Kontrolle.Just daran zweifeln andere Indonesien-Experten, die sagen, Suharto kontrolliere zwar nahezu alles, aber nicht die Märkte.Die massive Kapitalflucht der letzten Tage gilt als bislang deutlichstes Indiz, daß die Wirtschaft und zum ersten Mal auch Teile des Mittelstands das Vertrauen in den Mann verloren haben, der seit 32 Jahren an der Macht ist und dem die Dinge nun anscheinend aus dem Ruder laufen. Verstärkt hat sich in den letzten Tagen überall in der Region die Kritik am IWF.Viele asiatischen Zeitungen stellen sich hinter die Bedenken des Harvard-Ökonomen Jeffrey Sachs, der dem IWF und der Weltbank vorwirft, diese hätten die Schwächenund Mängel der asiatischen "Tiger" bis zuletzt nicht erkannt und verordneten ihnen nun eine Therapie, mit der die "gesunden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen" zerstört würden.

KARL KRÄNZLE

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