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Weiße Pracht. So viel Schnee wie im letzten Winter hätten Sporthändler derzeit gern wieder. Erst dann gerieten Kunden in Stimmung zum Ski-Kauf, heißt es.Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Ski und Rodel schlecht

Wegen des milden Wetters bricht der Absatz mit Wintersportartikeln ein. Der Handel senkt die Preise.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Mancher mag sich ja freuen, dass er in diesem Winter morgens nicht durch den Schneematsch zur Arbeit stiefeln muss, doch für die Sportartikelhändler zum Beispiel entwickelt sich der bisher ungewöhnlich milde Winter zum Problem, denn er lässt ihre Umsätze kräftig zusammenschmelzen.

Intersport, der größte Verbund von Sporthändlern hierzulande, machte im Dezember 28 Prozent weniger Umsatz als im starken Vorjahr. Statt Skiern oder Snowboards verkauften sich im Dezember ausgerechnet Laufschuhe am besten. Vor allem wegen dem bislang schwachen Wintergeschäft rechnet Intersport mit einem Rückgang der Erlöse für 2011 um mehr als 200 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro. „Wenn das Wetter nicht mitmacht, leiden wir darunter“, sagt Werner Haizmann, Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhändler. Die Branche sei deutlich stärker vom Wetter als von der Konjunktur abhängig.

Auch so manch einem Berliner Sporthändler macht der milde Winter zu schaffen. „Natürlich verkaufen wir bei diesem Wetter weniger als sonst“, sagt Bernd Sauerlandt, der seit 25 Jahren den Ski-Shop Charlottenburg betreibt. Im Vergleich zu einem normalen Winter habe er bislang 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz gemacht, sagt er. Besonders schlecht gingen Winterjacken, aber auch bei den Skiern wolle die Nachfrage bisher nicht so wirklich in Fahrt kommen. Deshalb hat Sauerlandt bereits jetzt einen Teil seines Sortiments um 20 bis 30 Prozent reduziert. Schuld an der Lage sei vor allem das fehlende Wintergefühl. „Wenn wir noch nicht mal Minusgrade haben, hat doch keiner Lust sich eine neue Skiausrüstung zu kaufen“, sagt Sauerlandt. Stattdessen habe er viel mehr Inlineskates verkauft als sonst um diese Jahreszeit. Doch das könne noch lange nicht die Einbußen bei der Skiausrüstung ausgleichen.

Bei dem Kreuzberger Sportgeschäft „Der Berg ruft“ sieht die Lage ähnlich aus, wenn auch nicht ganz so schlimm. Mit dem Verkauf von Winterjacken, Mützen und Schals habe das Fachgeschäft für Wintersport gut zehn Prozent weniger eingenommen. Bei den Skiern sei der Einbruch nicht ganz so stark gewesen, sagt Geschäftsführer Holger Wagenfeldt.

Neben den kleinen Fachgeschäften spüren auch Häuser mit einem breiten Sortiment die milde Wetterlage. In der Karstadt-Sports-Filiale am Neuen Kranzler Eck ist die Winterbekleidung zum Beispiel schon vor Weihnachten reduziert worden. „Das ist kein Vergleich zum Vorjahr“, sagt Filialgeschäftsführer Gregor Esser. „Im letzten Winter waren Kinderskianzüge zum Beispiel schon im Dezember ausverkauft.“ Da lag in Berlin viel Schnee. Mehr Ware hat Karstadt Sports aufgrund des harten Winters 2010/2011 für die laufende Saison aber nicht bestellt – bei der Order geht Esser immer von einem normalen Winter aus.

Jetzt hoffen die kleinen wie großen Handelshäuser in Berlin auf die Winterferien. Bevor die Familien Ende Januar in den Skiurlaub starten, könnte das Geschäft noch einmal etwas anziehen, hoffen sie. Zumindest in den nördlichen Alpen liegt dank Sturmtief Andrea schließlich derzeit genug Schnee zum Skifahren. Ein Plus könnte den Sporthändlern auch der für Händler mittlerweile freiwillige Winterschlussverkauf bringen, der am 30. Januar startet. Die bisherigen Umsatzeinbrüche werde das aber wohl nicht komplett wettmachen können, sagt Berndt Sauerlandt vom Skishop Charlottenburg.

Deutliche Zuwächse gibt es hingegen bereits jetzt in anderen Sportbereichen. So wird bei Karstadt Sports derzeit überdurchschnittlich viel Fahrradbekleidung und -zubehör verkauft. Auch hier sind Laufschuhe begehrt. Denn statt wie im vergangenen Jahr mit den Langlaufskiern geht es jetzt wieder im Laufschritt durch den Tiergarten.

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