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Wirtschaft: So viele Lebensmittel wie noch nie

Grüne Woche mit Rekord / Ernährungsindustrie stagniert / Bauerneinkommen steigen BERLIN (alf).Größer und bedeutender als je zuvor präsentiert sich in diesem Jahr die Internationale Grüne Woche auf dem Berliner Messegelände.

Grüne Woche mit Rekord / Ernährungsindustrie stagniert / Bauerneinkommen steigen

BERLIN (alf).Größer und bedeutender als je zuvor präsentiert sich in diesem Jahr die Internationale Grüne Woche auf dem Berliner Messegelände.Auf 115 000 Quadratmetern zeigen vom 16.bis zum 25.Januar rund 1590 Aussteller aus 56 Ländern ihre Produkte aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau.Berlin werde dabei zunehmend "zur bedeutendsten Kommunikationsplattform, die die Märkte Europas, Asiens und Amerikas mit den mittel- und osteuropäischen Reformstaaten verbindet", sagte Messe-Chef Manfred Busche am Mittwoch auf der Eröffnungspressekonferenz der Grünen Woche.Bundesernährungsminister Jochen Borchert betonte anläßlich eines Treffens mit ausländischen Journalisten in Berlin den Erfolg des Agrarsektors auf den Weltmärkten: Mit Ausfuhren im Wert von zuletzt 39,5 Mrd.DM sei die Bundesrepublik hinter den USA, Frankreich und Holland der viertgrößte Agrarexporteur der Welt; bei den Importen stünden die Deutschen mit 67,8 Mrd.DM sogar an erster Stelle. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner stellte vor der Grünen Woche die Bedeutung der Nahrungsmittelbranche mit ihren rund vier Millionen Beschäftigten heraus.Zumal das Ernährungsgewerbe biete "eine breite Palette an zusätzlichen Dienstleistungen" und entsprechend neuen Arbeitsplätzen.Dagegen sind aus der Ernährungsindustrie wenig Impulse für den Arbeitsmarkt zu erwarten: In Deutschland rechnet der mit 225 Mrd.DM Umsatz drittgrößte Industriezweig nicht mit einer konjunkturellen Belebung, teilte die Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) mit.Im vergangenen Jahr sank die Mitarbeiterzahl in der Branche um 5000 auf 510 000.BVE-Vorsitzender Peter Traumann kritisierte die Mehrwertsteuererhöhung zum 1.April um einen Prozentpunkt.Die hieraus resultierende Mehrbelastung eines Vier-Personen-Haushalts mit mittlerem Einkommen belaufe sich auf rund 300 DM.Zwar bliebe der ermäßigte Mehrwertsteuersatz unverändert, doch fielen "beispielsweise die meisten Getränke nicht darunter".In der ostdeutschen Lebensmittelindustrie sind nach Verbandsangaben die Umsätze 1997 um 7,3 auf 23 Mrd.DM gestiegen.Mit einem Anteil von knapp 19 Prozent an der Produktion des verarbeitenden Gewerbes - in Westdeutschland sind es 11,4 Prozent - sei das Ernährungsgewerbe der wichtigste Industriezweig in den neuen Ländern.Zuletzt zählte der Verband 897 Betriebe (plus 8,1 Prozent gegenüber Vorjahr) mit 76 400 Mitarbeitern (plus 5,6 Prozent) in der ostdeutschen Lebensmittelindustrie.Zu der Anfang September in Düsseldorf veranstalteten Ost-Produkte-Messe sagte Traumann, "63 Prozent der Aussteller beurteilten das positiv, obwohl es sich nicht in den Orderbüchern niederschlägt".Ostdeutsche Hersteller seien in westdeutschen Handelsregalen nach wie vor "stark unterrepräsentiert". Traumann kritisierte den Regierungsentwurf zur 6.Kartellgesetznovelle, der "den Mißbrauch von Nachfragemacht durch Großunternehmen des Handels" nicht wirklich beschränke.Bereits jetzt entfalle auf die zehn größten Handelskonzerne mehr als 80 Prozent des Umsatzes der gesamten Ernährungsindustrie; mit dem Ausscheiden "der kleinen Absatzmittler" werde die Branche mehr und mehr von den Großen abhängig.Lieferanten würden bisweilen mit "zusätzlichen Leistungen, bestimmten Zahlungen, Sonderboni und Rabatten gepeinigt". Bauernpräsident Sonnleitner zufolge ist das durchschnittliche Einkommen eines deutschen Bauern 1997 um 0,5 Prozent gestiegen, 1998 soll es um gut zwei Prozent nach oben gehen.Allerdings liege das Ergebnis mit rund 36 000 DM je Familien-Arbeitskraft noch um rund ein Drittel unter dem gewerblichen Lohn von 52 000 DM.Sonnleitner befürwortet mit Entschiedenheit den Euro, denn die Wettbewerbsposition der deutschen Landwirte werde sich dadurch verbessern.Im übrigen begrüße der Bauernverband die Osterweiterung der EU, veranschlage dafür jedoch eine "Übergangszeit von mindestens 12 bis 15 Jahren".

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