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Software-Riese: SAP kehrt zur Doppelspitze zurück

Europas größter Softwarehersteller SAP baut seinen Vorstand erneut um: Nach dem Rücktritt von Léo Apotheker übernimmt wieder eine Doppelsitze die Führung des Konzerns.

Vor zehn Monaten trat Léo Apotheker sein Amt als alleiniger SAP-Chef an. Nun ist er es wieder los, die Spitze des Software-Konzerns wird neu geordnet. Am Sonntagabend war Apotheker überraschend zurückgetreten, kurz danach verkündete das Walldorfer Unternehmen die Rückkehr zur Doppelsitze: Ab sofort übernehmen die Vorstände für Vertrieb und Produktentwicklung, Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe, die Konzernleitung.

Beide fungieren künftig als gleichberechtigte Vorstandschefs. Wie die SAP AG mitteilte, werde Hasso Plattner, Mitgründer des Unternehmens und Aufsichtsratsvorsitzender, auf Wunsch des Aufsichtsrats weiter eine starke Rolle spielen. Er soll die neue Führung in Fragen der Technologie und Produktentwicklung beraten. Ausdrücklich verspricht sich Plattner vom Umbau des Vorstandes, dass "die Produktinnovationen näher mit den Kundenanforderungen" zusammengebracht werden.

Zu den Gründen für den Führungswechsel wurden keine näheren Angaben gemacht. In der Erklärung bedankte sich der Aufsichtsrat bei Apotheker "für seinen enormen Beitrag zum Erfolg der SAP, den er seit seinem Eintritt in das Unternehmen vor mehr als 20 Jahren geleistet" habe. Der Konzern verwies aber auf eine Telefonkonferenz am Nachmittag, in der die Personalentscheidung näher erläutert werden soll.

Der Vertriebsexperte Apotheker stand erst seit April 2008 an der SAP-Spitze – zunächst gleichberechtigt neben dem Physiker Henning Kagermann und seit Mai 2009 allein. Auf der Unternehmenswebsite wird er beschrieben als jemand mit dem Ruf "eines Managers mit ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich selbst und seinen Mitarbeitern hohe Ziele setzt".

Der erneute Umbau an der Konzernspitze erfolgt in einer für SAP schwierigen Phase. Das lange Jahre erfolgsverwöhnte Unternehmen musste im abgelaufenen Geschäftsjahr wegen der weltweiten Finanzkrise und der daraus resultierenden Investitionszurückhaltung der Kunden einen Rückgang beim operativen Gewinn von 3,3 Milliarden auf 2,9 Milliarden Euro verbuchen. Rund 4000 Arbeitsplätze wurden 2009 gestrichen.

Bei der Präsentation der Bilanz gab sich Apotheker noch zuversichtlich und kündigte die Rückkehr auf die Erfolgspur an. "2010 wird ein starkes Jahr für SAP", sagte er. "Unser Wachstum ist wieder da." Die Kunden investierten wieder in neue Software, SAP werde daher 2010 mit Lizenzen und Wartungsverträgen vier bis acht Prozent mehr erlösen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, AFP

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