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Softwarekonzern: SAP verdient weniger als erhofft

Der Umsatz des Softwarekonzerns SAP wächst kräftig, doch das Geld geht für eine höhere Rückstellung für einen Schadenersatzprozess drauf.

Berlin - Das Geschäft von Europas größtem Softwarekonzern SAP gewinnt an Dynamik. Während der Wirtschaftskrise hatten sich die Unternehmen bei Investitionen in neue Informationstechnik zurückgehalten. Nun investierten die Kunden wieder in Software, um ihre Unternehmen auf eine neue Wachstumsphase vorzubereiten und um sich vom Wettbewerb abzuheben, sagte Bill McDermott, einer der beiden SAP-Chefs, am Mittwoch in Walldorf. So konnte der Konzern seine Wachstumsprognose bestätigen.

SAP ist Weltmarktführer bei Software zur Steuerung von Unternehmensprozessen. Die wichtigsten Konkurrenten sind die US-Konzerne Oracle und Microsoft. Im dritten Quartal 2010 stiegen Gewinn und Umsatz von SAP erneut zweistellig. Vor allem im wichtigen Geschäft mit Softwarelizenzen und Wartung konnte der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware dank der Übernahme des kalifornischen Datenbankspezialisten Sybase zulegen. Er sei auch für das in der Branche traditionell starke Schlussquartal optimistisch, sagte der SAP-Co-Chef Jim-Hagemann Snabe. Weltweit beschäftigt SAP nach der Sybase-Übernahme fast 53 000 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch 47 800.

In den Monaten Juli bis September 2010 legte der Gesamtumsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um ein Fünftel auf drei Milliarden Euro zu. „Alle Regionen trugen zu dem Wachstum im dritten Quartal bei“, sagte Finanzvorstand Werner Brandt. Besonders gute Ergebnisse habe SAP in den USA und in den Wachstumsmärkten in Asien, Europa und Lateinamerika erzielt. Während SAP die Erwartungen der Analysten beim Umsatz erfüllte, enttäuschte das Unternehmen sie beim Gewinn. Das Betriebsergebnis legte um 16 Prozent auf 716 Millionen Euro zu. Nach Steuern verdiente SAP 501 Millionen Euro, zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aktie gab am Mittwoch kräftig nach – und war das Schlusslicht im Dax.

Der Umsatz mit Softwarelizenzen und Wartung stieg ebenfalls um 20 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Hier machte sich erstmals die Übernahme von Sybase deutlich positiv bemerkbar. Rund ein Viertel des Wachstums ging auf den Datenbankspezialisten zurück. SAP hatte Sybase für rund 4,6 Milliarden Euro übernommen und will so vor allem seinen ärgsten Rivalen Oracle, auf Distanz halten.

Mit Oracle trifft sich SAP ab Montag vor einem Gericht in Kalifornien. Für den Schadenersatzprozesses hat der Softwarehersteller nun weitere 60 Millionen Dollar zurückgestellt. Mit insgesamt 160 Millionen Dollar (rund 116 Millionen Euro) sei die Rücklage nun angemessen dotiert, sagte Finanzvorstand Brandt. Oracle hatte bereits 2007 Klage gegen SAP eingereicht. Die Walldorfer haben bereits zugegeben, dass die US-Tochter Tomorrow- Now vor einigen Jahren wiederholt unrechtmäßig Oracle-Daten heruntergeladen hatte. SAP weist jedoch die Schadenersatzforderung von Oracle in Milliardenhöhe zurück. Das Unternehmen sieht den Schaden eher bei einigen Dutzend Millionen Dollar. SAP hatte Tomorrow- Now 2008 geschlossen. Corinna Visser

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